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„Kurier“: Gebhart löst Salomon ab, Personalabbau in der Redaktion

Martina Salomon wird nun Herausgeberin.
Martina Salomon wird nun Herausgeberin.Caio Kauffmann
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Der Wechsel in der Chefredaktion ist bestätigt. Ebenso wie der Abbau von 40 Mitarbeitern.

Gerüchte gab es bereits seit Anfang der Woche, nun ist es fix: Martin Gebhart (62), bisher Innenpolitik-Chef beim „Kurier“, wird mit 1. März Martina Salomon ablösen und Chefredakteur werden. Salomon (63) wird nun Herausgeberin des „Kurier“. Das wurde am Mittwochvormittag bei einer Redaktionskonferenz verkündet. Ebenso wie ein einschneidender Personalabbau. Am Dienstag wurden bis zu 40 Mitarbeiter im Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservice zur Kündigung angemeldet. Die Betroffenen sollen noch am Nachmittag verständigt werden – und werden sofort frei gestellt.

Geschäftsführer Richard Grasl sagte gegenüber der APA, dass die Kündigungen konkret die Redaktion betreffen. Bereits 2023 hatte die Zeitung zwanzig redaktionelle Mitarbeiter abgebaut. Rund zehn Personen sollen durch die Schließung von Nebenportalen eingespart werden, wie die „Presse“ erfuhr.

In einer Aussendung informierte der „Kurier“, dass er nach dem Wechsel in der Geschäftsführung (diese führt Grasl seit Jahresbeginn) nun die Chefredaktion „und viele weitere Abteilungen des Hauses“ auf die neuen Herausforderungen in der Medienbranche ausrichte. Man fasste die schwierige finanzielle Lage mit sinkenden Verkaufserlösen und steigenden Rohstoff-, Energie- und Gehaltskosten zusammen. Der Prozess der Umstrukturierung treffe alle Abteilungen des Medienhauses.

Die Kündigungen seien „sehr bedauerlich, jedoch notwendig, um für den ,Kurier‘ eine erfolgreiche unternehmerische Zukunft abzusichern“, so Grasl. Er führt übrigens auch die Geschäfte des Nachrichtenmagazins „Profil“, das Teil der Mediengruppe ist. Auch dort hat bereits ein Kostensenkungsprogramm stattgefunden. „Eine Stellenreduktion bei der ‚Profil‘-Redaktion ist derzeit nicht geplant“ sagte Grasl.

Gebhart: 30 Jahre „NÖN“

Gebhart verbrachte den größten Teil seiner Laufbahn, nämlich mehr als 30 Jahre, bei den „Niederösterreichischen Nachrichten“. Zuerst als Reporter, dann als Chef vom Dienst. 2001 wurde er stellvertretender Chefredakteur, ab 2016 dann alleiniger Chefredakteur. Er ist tief verwurzelt im politmedialen System Niederösterreich.

2018 wurde er von Salomon zum Ressortleiter Chronik beim „Kurier“ ernannt. Seit Sommer 2022 leitete er dann das Innenpolitik-Ressort. Gebhart trat als Vielschreiber in Erscheinung, er ist bestens vernetzt, gilt als umgänglich.

Martin Gebhart.
Martin Gebhart.APA / KURIER / Jürg Christandl

Aktive Herausgeberrolle

Martina Salomon will als Herausgeberin auch eine aktive Schreiberin bleiben. Sie werde „den Leserinnen und Lesern weiterhin als Leitartiklerin, mit großen Interviews und bei unseren zahlreichen Events zur Verfügung stehen“, kündigte sie an. Außerdem will sie ihre Aufgaben im Verein der Chefredakteure, beim Presserat und dem Presseclub Concordia weiterhin ausüben.

Drittgrößte Tageszeitung

Der „Kurier“ hat mit über 100.000 Stück laut Österreichischer Auflagenkontrolle die drittgrößte Verkaufsauflage aller Tageszeitungen im Land. Nur „Kronen Zeitung“ und „Kleine Zeitung“ setzen mehr ab.  Laut Mediaanalyse erreicht der Kurier rund 417.00 Personen, vor zehn Jahren waren es noch im die 600.000. Mehrheits-Eigentümer des „Kurier“ ist Raiffeisen, die übrigen Anteile gehören der deutschen Funke-Gruppe.

Der „Kurier“ hat ein Redaktionsstatut. Demnach kann die Redakteursversammlung der Bestellung des Chefredakteurs nach seinem Dienstantritt widersprechen – mit einer Mehrheit im Ausmaß von zwei Drittel der Stimmen. Und zwar nicht der abgegebenen Stimmen, sondern der der Stimmberechtigten. (rovi)

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