Foie Gras

Die Schweizer müssen sich entscheiden, ob sie noch Stopfleber essen

Stopfleber ist eine Delikatesse – der Import in die Schweiz soll verboten werden.
Stopfleber ist eine Delikatesse – der Import in die Schweiz soll verboten werden.APA/AFP/Valentine Chapuis
  • Drucken

Der Schweizer Tierschutzverband hat genug Unterschriften gesammelt: Die tierquälerisch erzeugte Delikatesse Foie gras soll nicht mehr importiert werden dürfen. Die Debatte offenbart einmal mehr die Gänseleber-Grenze bei den Eidgenossen.

In der Schweiz selbst ist die Produktion verboten, und zwar seit vier Jahrzehnten. Denn die Herstellung von Gänse- und Entenleber als Delikatesse ist für die Tiere eine furchtbare Qual. Mehrmals am Tag werden die Vögel mittels eines Rohrs zwangsgefüttert, damit die Leber auf ein Vielfaches ihrer eigentlichen Größe anschwillt und sich verfettet. „Übertragen auf den Menschen entspricht das einer täglichen Nahrungsaufnahme von 15 Kilogramm“, schreibt die Tierschutzorganisation Peta zu der Menge der Nahrung. Die Zwangsmästung beginne im Alter von acht bis zehn Wochen und dauere, bis zur Tötung, rund drei Wochen an. Darüber hinaus werden die Tiere oftmals in engen Käfigen gehalten.

Auch wenn die Produktion untersagt ist, bleibt der Konsum in der Schweiz ein Politikum. Eine Stopfleber-Grenze trennt die Deutschschweiz von der französischsprachigen Romandie, wo ein Großteil der importierten Foie gras verzehrt wird. Jedes Jahr werden 200 Tonnen Stopfleber importiert, wie der Tierschutzverband Alliance Animale Suisse schreibt: „Dafür werden 12.000 Gänse und 400.000 Enten in enge Batteriekäfige eingepfercht.“ Auf Initiative des Verbands wurde eine Volksabstimmung lanciert, die den Import von Stopfleber verbieten soll. Die gesammelten und beglaubigten Unterschriften wurden bereits im Dezember der Bundeskanzlei überreicht. Nun kam die Bestätigung: Die Abstimmung wird stattfinden. Im Lauf des Jahres wird an einem sogenannten Bundesbeschluss gearbeitet.

Gehört nicht nur zum Weihnachtsmenü

In der Deutschschweiz ist die Initiative wenig umstritten, bisweilen wird hier die Stopfleber aus ethischen Gründen ganz gemieden. In der Romandie hingegen gehört Foie gras nicht nur zum Weihnachtsmenü. Bisherige Initiativen zum gänzlichen Verbot scheiterten denn auch an der Stopfleber-Grenze. „Ich wusste nicht, dass es in der Schweiz einen Foie-gras-Graben gibt“, sagte einst der sozialdemokratische Politiker Matthias Aebischer. Er wollte bereits vor Jahren ein Importverbot durchsetzen. Seine Westschweizer Parteikollegin Géraldine Savary ließ ihm ausrichten, dass Foie gras ein ganz zentraler Bestandteil ihrer Küche sei. Das war bisher auch die Argumentation von Bern; ein Importverbot führe schließlich zu einem Konsumverbot.

Aktivisten des Tierschutzverbands Alliance Animale Suisse protestieren gegen den Import von Stopfleber.
Aktivisten des Tierschutzverbands Alliance Animale Suisse protestieren gegen den Import von Stopfleber.APA/AFP/Stefan Wermuth

Die Tierschutzorganisationen weisen darauf hin, dass sich die Abstimmung spezifisch gegen die geschützte Marke Foie gras richte. „Als Foie gras dürfen nur Produkte bezeichnet werden, die aus Leber von zwangsgefütterten Tieren in Stopfhaltung verarbeitet wurden“, schreibt Peta. Doch auch in klassischen Herkunftsländern wie Frankreich gebe es mittlerweile Leberprodukte, die ohne Zwangsmästung auskommen würden – sie werden beispielsweise Foie fine oder Happy Foie genannt. Diese noch als Nischenprodukt geltenden Delikatessen sollen auch nach dem Verbot in der Schweiz erhältlich sein.

Das Zwängsmästen ist für die Tiere mit Qualen verbunden.
Das Zwängsmästen ist für die Tiere mit Qualen verbunden.Reuters/Stephane Mahe

Nach einem möglichen Verbot befürchten auch jüdische und muslimische Verbände, dass anschließend geschächtetes Fleisch verboten werden könnte, wiewohl Bern stets auf die Religionsfreiheit verweist. Neben der Stopfleber-Abstimmung wurde indessen auch eine zweite Abstimmung zugelassen: Tierquälerisch erzeugte Pelzprodukte sollen ebenfalls nicht in die Schweiz importiert werden dürfen. Alliance Animale Suisse zufolge werden jährlich rund 350 Tonnen Pelze importiert, die Hälfte davon stammt aus China. (duö)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.