Insolvenz

6,3 Mrd. Euro liegen bei Signa Prime im Feuer

Baustelle beim geplanten Signa-Kaufhaus Lamarr in Wien.
Baustelle beim geplanten Signa-Kaufhaus Lamarr in Wien.Die Presse / Clemens Fabry
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6,3 Milliarden Euro haben die Gläubiger von Signas wichtigster Firma Signa Prime eingemeldet. 2,2 Mrd. kommen von Signa Delevopment hinzu. Nicht alles wird von den Insolvenzverwaltern akzeptiert.

Wien. Der Signa-Schuldenstand klettert weiter in die Höhe. Neue Zahlen, die am Montag im Handelsgericht Wien verlautet wurden, machen einmal mehr deutlich, dass das Ausmaß der Signa-Insolvenz immer weitere Kreise zieht. 219 Gläubiger haben sich bis zur Prüfungstagsatzung mit unbeglichenen Rechnungen bei der wohl wichtigsten Signa-Gesellschaft Signa Prime gemeldet. Eingegangen sind 6,3 Milliarden Euro, davon rund 3,7 Milliarden Euro unbedingt und rund 2,6 Milliarden Euro bedingt.

„In Summe sind rund 2,6 Milliarden Euro an Passiva anerkannt“, heißt es in einer Aussendung des Sanierungsverwalters Norbert Abel, eines der erfahrensten Pleiteexperten Österreichs. „Die Passiva werden sich insbesondere um noch nicht angemeldete Intercompany-Forderungen der Signa-Prime-Unternehmensgruppe substanziell erhöhen“, heißt es weiter. Im Insolvenzantrag sind Verbindlichkeiten in Höhe von 4,3 Mrd. Euro angegeben worden.

Geplante Immobilienverkäufe in der Kritik

Doch der Schuldenberg soll sich durch die geplanten Immobilientransaktionen deutlich verringern. „Der eingeleitete Verkaufsprozess“ ist „Bestandteil des Sanierungskonzepts“, heißt es von der Kanzlei Abel. Statt die Immobilien wie das Luxushotel Park Hyatt, das Goldene Quartier, den Sitz des Verfassungsgerichtshofs in der Renngasse sowie das Innsbrucker Kaufhaus Tyrol einzeln zu verkaufen, bleibt alles in der 100-prozentigen Tochter Signa Prime Assets gebündelt und wird somit zusammen als Paket verkauft. Laut „Presse“-Informationen soll das Luxusimmobilienpaket mehr als eine Milliarde Euro wert sein.

Doch es hagelt Kritik an der Vorgehensweise. Dem „Handelsblatt“ zufolge sorgen sich vor allem die Versicherer unter den Gläubigern, dass die Objekte nun erheblich unter ihrem eigentlichen Wert verkauft würden, weil die Marktpreise derzeit extrem niedrig seien. So viele Objekte auf einen Schlag können sich nur große Spieler oder ein Konsortium leisten. Bisher gilt Stillschweigen über etwaige Angebote, doch internationale Interessenten sollen schon angeklopft haben.

Laut „Presse“-Informationen wächst der Unmut unter den Gläubigern. Sie stoßen sich daran, dass jene Leute, von denen sich einige hinters Licht geführt fühlen, noch immer am Steuer sitzen: Signa-Manager – Vertraute von Signa-Gründer René Benko. Bei Signa Prime sowie Signa Development handelt es sich um eine Sanierung in Eigenverwaltung. Damit blieben die Manager im Amt. Die Sanierungsverwalterin und der -verwalter werden ihnen als Aufpasser an die Seite gestellt. Bei der Mutter dieser beiden Gesellschaften, der Signa Holding, wurde die Eigenverwaltung schon entzogen. Gerhard Weinhofer von Gläubigerschutzverband Creditreform gibt sich vorsichtig optimistisch. „Das Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung befindet sich insolvenzrechtlich weiterhin auf Kurs und die 30-Prozent-Quote scheint weiterhin erfüllbar“, sagt Weinhofer.

Die Signa-Manager und Abel müssen bis Mitte März einen realistischen Finanzplan vorlegen. Der Finanzplan sei laut Aussendung weiterhin gesichert, und auch die Prüfung der Angemessenheit und die Erfüllbarkeit des angebotenen Sanierungsplans würden fortgesetzt. Dieser Plan soll Details zur geplanten Rückzahlung der Schulden liefern. Dafür müssen sie mehr als die Hälfte der Gläubiger und mehr als die Hälfte des von den Gläubigern vertretenen Kapitals überzeugen. Wird er nicht angenommen, droht der Entzug der Eigenverwaltung.

Forderungen an Signa Development

Bei Signa Development, wo überwiegend Entwicklungsprojekte gebündelt sind, haben bisher 171 Gläubiger Forderungen in Höhe von rund 2,2 Milliarden Euro angemeldet, davon sind rund 300 Millionen Euro nachrangige Forderungen. Es wurden Forderungen in Höhe von rund 890 Millionen Euro anerkannt. Beim Insolvenzantrag wurden noch Verbindlichkeiten in Höhe von 1,3 Milliarden Euro angegeben. „Durch den Massekredit war und ist eine Stabilisierung“ gewährleistet und ermöglicht den strukturierten Verkauf der Immobilien „ohne zeitlichen Druck“, heißt es in einer Aussendung im Namen der Sanierungsverwalterin Andrea Fruhstorfer. „Allfällige Haftungsansprüche gegenüber Organen der Signa Development Selection AG werden derzeit von der Sanierungsverwalterin intensiv geprüft.“

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