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„Skull and Bones“: Freibeuter auf schöner Irrfahrt

Das Piratenspiel „Skull and Bones“ ist am 16. Februar für den PC, die Playstation 5 und Xbox Series X/S erschienen.
Das Piratenspiel „Skull and Bones“ ist am 16. Februar für den PC, die Playstation 5 und Xbox Series X/S erschienen.Ubisoft
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Das Piratenabenteuer »Skull and Bones« von Ubisoft kann zwar grafisch und atmosphärisch punkten. Das Videospiel lässt sein Potenzial jedoch ungenutzt. Es mangelt dem Titel an Inhalten und einer abwechslungsreichen Handlung.

Das hat gedauert. Im Jahr 2013 startete der französische Videospielgigant Ubisoft die Entwicklung des Piratenspiels „Skull and Bones“. Doch mehrfach wurde die konzeptionelle Ausrichtung in eine andere Richtung gesteuert, der Titel wollte einfach nicht fertig werden. Mehr als zehn Jahre nach dem Entwicklungsbeginn erschien „Skull and Bones“ Mitte Februar nun aber doch. Der langen Wartezeit wird das Spiel aber nicht gerecht. Die Seeschlachten können zwar eine Zeit lang unterhalten, doch mangelt es dem Abenteuer an Inhalten und einer guten Geschichte.

„Skull and Bones“ baut auf der Meuchelmörderserie „Assassin’s Creed“ auf, konkret auf dem vierten Teil „Black Flag“. Das macht sich gleich beim Einstieg bemerkbar. Die Grafik ähnelt jener aus der „Assassin’s Creed“-Reihe stark, was durchaus ein Vorteil ist. Die Spielwelt ist liebe- und detailvoll gestaltet. In Piratenstädtchen tummeln sich zwielichtige Gestalten und Händler, in den Meeren lauern Haie und Wale, auf Inseln sprießen Vorposten feindlicher Mächte empor. Auf hoher See mag zwar oft die Sonne scheinen, doch tobt einmal ein Sturm, so drohen die gewaltigen Wellen das Schiff zu verspeisen.

Taktieren auf hoher See. Als Piratenabenteuer hätte „Skull and Bones“ also Potenzial. Denn auch die Seeschlachten können zumindest eine Zeit lang fesseln. Während kleinere Schiffe schnell und ohne Probleme ausgeraubt werden können, ist bei größeren Kalibern und im Kampf gegen Flotten taktisches Vorgehen gefragt.

Die Nachladezeiten und der Schusswinkel müssen beachtet werden. Wer sich nur auf das Schießen konzentriert und das Schiff nicht mehr steuert, landet schnell in einer Steinmauer oder in einer Felswand. Breitseiten gegen die feindlichen Schiffe zu schießen macht auch grafisch Eindruck: Da brennen Segel, es fliegen Holzplanken und Splitter durch die Luft, Munitionsdepots explodieren, und Schiffe versinken im Meer.

Mit den bei den Kämpfen oder Erkundungsfahrten erbeuteten Ressourcen lassen sich dann neue Schiffe und Waffen bauen. Statt Kanonen lassen sich dann auch Bombarden auf das Schiff pflanzen, sogar Torpedos können im späteren Spielverlauf gegen feindliche Flotten eingesetzt werden. Die Schiffe ständig weiterzuentwickeln ist auch dringend notwendig. Denn es werden nicht nur die Gegner stärker, sondern es müssen auch Siedlungen und später Festungsanlagen mit ihren Verteidigungsflotten angegriffen und zerstört werden.

Diese Kämpfe können online auch gemeinsam mit anderen Spielern bestritten werden. Doch wäre bei den Seeschlachten mehr möglich gewesen. Schiffe werden per Knopfdruck geentert, nach einer Zwischensequenz ist das Boot dann auch schon gekapert. Abwechslungsreicher wäre es da gewesen, wenn die Spielfigur so wie in anderen Videospielen mit der Mannschaft auf das Deck des Feinds stürmen und dann den Gegner überwältigen muss. Doch können überhaupt nur ein paar Orte im Spiel zu Fuß erkundet werden. Diese sind noch dazu meist sehr klein, künstlich begrenzt und schnell abgelaufen.

Lieblose Handlung. Verwunderlich ist, dass zwar das Schiff mit allerlei Waffen und Panzerungen ausgestattet werden kann, zugleich aber kann auf die Zusammensetzung der Mannschaft kaum Einfluss genommen werden. Dass der Kapitän sich seine Crew aussuchen und zwischen Kanonieren mit unterschiedlichen Fähigkeiten wählen kann, ist bei Piratenspielen eigentlich ein Muss.

Der Schwachpunkt des Spiels ist aber die lieblose Handlung. Ein Piratenschiff wird im Indischen Ozean von der britischen Flotte versenkt. Ein Pirat überlebt, wird von Abenteurern aus dem Meer gezogen und schafft es in die Freibeutersiedlung Sainte Anne. Dort muss er sich einen Namen machen.

Zu viele Sammelaufgaben. Der Weg dorthin ist aber mit langweiligen Aufgaben gespickt. Aufträge à la „Versenke fünf Handelsschiffe“ oder „Sammle zehn Stück Akazienholz“ gibt es massenhaft. Die Spielfiguren bleiben klischeehaft und farblos, die Dialoge sind platt. Eine Dramaturgie bietet die Handlung nicht, sie plätschert vor sich hin, während der Hauptcharakter durch das Erfüllen der Sammelaufgaben sein Ansehen nach und nach steigert. Ubisoft verfolgte in seinen „Assassin’s Creed“-Spielen auch zumindest ein wenig einen Bildungsauftrag und vermittelte etwa in „Odyssey“ spielerisch Wissen über das antike Griechenland, seine Stadtstaaten und Persönlichkeiten. „Skull and Bones“ ist hingegen eine reine Seeschlachtenballerei ohne tieferen Anspruch.

Letztlich nutzen sich aufgrund dieser Mankos auch die kurzweiligen Seeschlachten schnell ab. Nach der x-ten eroberten Siedlung und zerstörten Flotte kehrt rasch die Monotonie ein. Bei einem Spiel mit dieser Entwicklungszeit und einem Preis von 60 Euro wäre mehr zu erwarten gewesen. Denn das, was „Skull and Bones“ nun bietet, hat im Kern bereits das mehr als zehn Jahre alte „Assassin’s Creed IV: Black Flag“ geboten.

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