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Mundtot hat übrigens nichts mit dem Mund zu tun

Etymologisch ist mundtot unter anderem mit dem Vormund verwandt.
Etymologisch ist mundtot unter anderem mit dem Vormund verwandt.Imago / R. Rebmann
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Das Wort kommt nicht vom Mund im Sinne des Körperteils, durch den man Suppe in den Hals schüttet.

Mundtot ist ja ein bisschen zum Modewort geworden. In dem Zusammenhang nämlich, dass man sagt, dass jemand – oder man selbst – sich sicher nicht mundtot machen lassen wird. Was natürlich einen gewissen Widerspruch in sich trägt, wenn man das gegenüber mehreren Zeitungen und in TV-Sendungen sagt, weil genau dort reden zu können, ja eigentlich das Gegenteil von dem ist, was man unter mundtot versteht.

Aber zurück zum Modewort. Das wird heute für etwas verwendet, für das es eigentlich gar nicht gedacht war. Denn mundtot hatte ursprünglich nichts mit dem Mund zu tun. Es kommt nämlich nicht vom Mund im Sinne des Körperteils, durch den man Suppe in den Hals schüttet. Sondern geht auf das mittelhochdeutsche munt zurück, das soviel wie Schutz oder Vormundschaft bedeutet. Mundtot in der Rechtsprache war also zunächst jemand, der sich rechtlich nicht verteidigen darf, quasi entmündigt ist. Man kennt das auch von den Begriffen Vormund oder mündig. Dann kam die Volksetymologie – da denkt man sich halt, was man hört. Und so wurde aus „jemanden mundtot machen“ eben die Redewendung dafür, jemanden zum Schweigen zu bringen.

Vor großem Publikum laufend sagen, dass man ja nichts mehr sagen darf. Das ist übrigens auch so eine Modeerscheinung. (eko)

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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