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Baby Lasagna: Kroatiens Überraschungsfavorit für den Song Contest  

Marko Purišić alias Baby Lasagna melkt im Video zur Hardrocknummer „Rim Tim Tagi Dim“ unter anderem Kühe
Marko Purišić alias Baby Lasagna melkt im Video zur Hardrocknummer „Rim Tim Tagi Dim“ unter anderem KüheScreenshot/Youtube
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Eigentlich war Spaßrocker Baby Lasagna nur als Reservekandidat bei Kroatiens Vorausscheidung für den Eurovision Song Contest nominiert. Doch mit der grotesken Auswanderungshymne „Rim Tim Tagi Dim“ gilt „Istriens Rammstein“ nun sogar als Titelanwärter. 

Kroatiens erfolgreicher „Notnagel“ elektrisiert nicht nur in seinem Heimatland die Fans des Euvoision Song Contest: „Ein fantastisches Lied, eine fantastische Geschichte und ein fantastischer Baby Lasagna“, jubelt begeistert das reichweitenstarke Boulevard-Webportal „index.hr“: „Es scheint, dass sich der Jahrhunderttraum all derjenigen erfüllt, die keinen Fußball schauen: der Sieg bei der Eurovision!“

Dabei war der 28-jährige Marko Purišić alias Baby Lasagna nur als Reservekandidat für die nationale Vorausscheidungsshow nominiert worden. Doch weil Sängerin Zsa Zsa ihre Teilnahme kurzfristig absagte, rutschte der Spaßrocker nach und sorgte für eine Überraschung. Mit seiner grotesken Auswanderungshymne „Rim Tim Tagi Dim“ pulverisierte der Nachrücker aus dem Küstenstädtchen Umag am vergangenen Wochenende nicht nur die heimische Konkurrenz, sondern hat sich auch in den Favoritenkreis für den Song Contest im schwedischen Malmö katapultiert.

»Gonna miss you all
But mostly my cat
Gonna miss my hay
Gonna miss my bed
Most of all, imma miss the dance
So come on y‘all, let us prance
Now don‘t call, don‘t write
I‘m leaving with the first light
Don‘t cry, but dance
Rim Tim Tagi Digi Dim Tim Tim«

Baby Lasagna in „Rim Tim Tagi Dim“

Auch in Kroatiens Nachbarländern sorgt das von dem beschleunigten Rhythmus istrischer Volkstänze inspirierte „Rim Tim Tagi Dim“ seit Tagen für medialen Wellenschlag. Das von seiner Freundin in aller Eile produzierte Video zum Eurovisionbeitrag des Küstenstaats wurde in einer Woche über eine Million Mal geklickt: Bei Europas Buchmachern gilt Baby Lasagna nach der ukrainischen Hoffnungsträgerin Alyona bereits als aussichtsreichster Anwärter auf die Siegestrophäe in Form eines gläsernen Mikrophons.

Dabei war Baby Lasagna trotz einer durchaus respektablen Musiker- und Komponistenkarriere selbst vielen seiner Landsleute bisher völlig unbekannt. Mit neun Jahren bekam der kleine Marko zum Geburtstag seine erste Gitarre geschenkt – und gründete eine Schülerband. Mit 16 Jahren trat der Gitarrist der Hardrockband Manntra bei: Mit der etwas düsteren Gothic-Nummer „In the shadows“ belegte die Hardrocker bei der nationalen Eurovisionskandidatenkür 2019 immerhin den vierten Platz.

Als Songwriter und Komponist machte sich Purišić auch als Co-Autor des 2022 erschienenen erfolgreichen Albums „Ravenblack“ der deutschen Dark-Rocker Mono Inc einen Namen. Erst im letzten Herbst wagte er sich unter dem Pseudonym Baby Lasagna an seine Solokarriere.

Baby Lasagna gilt als „Rammstein Istriens“

Trotz seiner mittlerweile gekappten Langhaarmähne sowie merklich aufgehellter Frisur und Töne ist Kroatiens Eurovisions-Hoffnung seinen Hardrock-Wurzeln treu geblieben. So lebt auch die „Rim Tim Tagi Dim“, nicht zuletzt vom schnellen, aber eingängigen Rhythmus. Nicht allen gefällt das. „Dämonismus, pfui!“, schimpfte Nationalkicker Dejan Lovren (Lyon) nach Purišićs Sieg bei der Vorausscheidung.

„Istriens Rammstein“ wird er auch genannt. Der Einfluss von der umstrittenen deutschen Band ist kaum zu überhören oder zu übersehen – auch wenn Purišić im Musikvideo im atemberaubenden Takt die Kühe melkt, den Nudelteig ausrollt oder mit der Feldhacke klopft.

Thema Auswanderun trifft einen Nerv

Mit dem Thema seines Songs dürfte er jedenfalls einen Nerv getroffen haben, ist Kroatien doch aufgrund von Auswanderung erst vor Kurzem auf unter vier Millionen Einwohner geschrumpft. Die skurille, aber zugängliche Art, mit der Kroatiens Malmö-Emissär den Abschied von Heim und Hof, von Mama und Papa oder von Kuh und Katze besingt, dürfte nicht nur in südosteuropäischen Auswanderregionen, sondern in ganz Europa ihre Liebhaber finden.

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