Missstände

Tierquälerei: Reitsport ist „ernsthaft in Gefahr“

Annika Zillekens (geborene Schleu) war bei Olympia in Tokio viel Kritik ausgesetzt.
Annika Zillekens (geborene Schleu) war bei Olympia in Tokio viel Kritik ausgesetzt.Getty
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Gleich mehrere Skandale bringen den Reitsport in Bedrängnis – und verlangen nach Konsequenzen.

Die teils wackeligen Bilder aus Florida erschüttern die Dressur-Welt. Immer wieder schlägt ein Mann während einer Trainingseinheit von hinten mit einer Gerte auf ein Pferd ein. Videos von der Anlage des US-Reiters Cesar Parra sind ein weiterer Schock für den Reitsport. In der jüngsten Vergangenheit hatten schon eine TV-Reportage aus der Halle des dänischen Dressurreiters und Pferdehändlers Andreas Helgstrand sowie der folgenschwere Skandal bei den Olympischen Spielen in Tokio im Modernen Fünfkampf für Aufregung gesorgt.

„Unser Sport ist ernsthaft in Gefahr“, schrieb eine Gruppe besorgter Athleten – zu der auch die siebenfache deutsche Olympiasiegerin Isabell Werth gehört – in einem Brandbrief an die Internationale Reiterliche Vereinigung (FEI). Denn mutmaßliche Tierquälerei dieser Art habe einen „existenzgefährdend schlechten Ruf“ für die Szene zur Folge.

Nach Tokio 2021, als Annika Zillekens (damals Schleu) von Trainerin Kim Raisner aufgefordert worden war, „mal richtig“ auf ihr Pferd draufzuhauen, wurde das Aus der Springreit-Disziplin im Fünfkampf beschlossen. Sie wird nach den Spielen 2024 durch Hindernisparcours ersetzt.

Offene Wunden

Folgen haben auch die vor Kurzem publik gewordenen Vorkommnisse in den USA. Cesar Parra wurde bereits am 2. Februar vom Weltverband gesperrt, zudem hat die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) Anzeige gegen zwei Deutsche gestellt, die in den Videos identifiziert werden konnten. „Hier geht es um strafrechtliche Relevanz, daher wenden wir uns an die staatlichen Behörden, die weitaus größere Ermittlungs- und Sanktionsmöglichkeiten haben“, sagte FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach.

Empörung hatten zunächst im November die Aufnahmen aus einer Halle von Andreas Helgstrand ausgelöst, die der dänische Sender TV2 ausstrahlte. Gezeigt wurden unter anderem Pferde mit offenen Wunden vom Sporeneinsatz und Striemen von Gerten sowie aggressives Reiten. „Als ich die Videoclips gesehen habe, war ich selbst geschockt. Das war sehr traurig zu sehen“, sagte Helgstrand in einem Video auf seiner Internetseite. „Ich werde alles tun, dass es nicht wieder passiert.“

Der zweimalige Olympia-Teilnehmer ist auf den TV2-Bildern selbst nicht zu sehen, es sind Mitarbeiter seines Stalls. Der dänische Verband schloss den 47-Jährigen trotzdem vom Nationalteam aus. Weiter geht der Pferdehandel, ein großes Geschäft. Helgstrand hat nach eigenen Angaben vom 1. Juli 2022 bis zum 30. Juni 2023 rund 50 Millionen Euro Umsatz und einen Betriebsgewinn von 2,28 Millionen erwirtschaftet. (stm/DPA)

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