Nahost-Krieg

Razzien im Westjordanland: Palästinenser werfen Israel vor, 16-Jährigen erschossen zu haben

Israelischer Militäreinsatz in Am‘ari im Westjordanland.
Israelischer Militäreinsatz in Am‘ari im Westjordanland.APA / AFP / Jaafar Ashtiyeh
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Palästinensische Behörden werfen Israel vor, mit scharfer Munition auf Jugendliche geschossen zu haben.
Die Hauptstraße der Stadt Tulkarm sei zerstört worden. In Nablus hätten israelische Soldaten das Haus eines im Mai 2023 getöteten, mutmaßlichen Attentätern gesprengt.

Israelische Sicherheitskräfte haben in Ramallah im von ihnen besetzten Westjordanland die größte Razzia seit Jahren vorgenommen. Bei dem Einsatz in der palästinensischen Verwaltungshauptstadt in der Nacht auf Montag wurde nach palästinensischen Angaben ein 16-Jähriger getötet. Augenzeugen berichteten, dass israelische Soldaten mit Dutzenden Militärfahrzeugen in Ramallah eindrangen. Dort hat die von Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas geführte Autonomiebehörde ihren Sitz.

Das israelische Militär war am Montag zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Das palästinensische Gesundheitsministerium teilte mit, israelische Soldaten hätten bei Durchsuchungen in dem Flüchtlingslager Am'ari den 16-jährigen Mustafa Abu Shalbak getötet. Der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa zufolge kam es zu Zusammenstößen, als israelische Soldaten das Lager stürmten. Dabei hätten sie auf palästinensische Jugendliche mit scharfer Munition geschossen. Abu Shalbak sei in die Brust und in den Hals getroffen worden.

Gewalt im Westjordanland nimmt zu

Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der militanten Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen Anfang Oktober haben auch im Westjordanland, dem anderen und von der gemäßigten Fatah von Abbas regierten Palästinensergebiet, die Spannungen und die Gewalt zugenommen. Mindestens 400 Palästinenser wurden seither bei Zusammenstößen mit israelischen Soldaten und Siedlern getötet. Israelische Sicherheitskräfte gehen regelmäßig gegen Palästinenser in dem seit 1967 besetzten Gebiet vor.

Augenzeugen berichteten, dass israelische Streitkräfte während ihrer Razzia auch eine Hauptstraße in der Stadt Tulkarm im Westjordanland zerstört hätten. Zudem meldete Wafa, dass Soldaten in die Stadt Nablus eingedrungen seien. Sie hätten das Haus eines Mannes in die Luft gesprengt, dem Israel einen Angriff im April im Westjordanland vorwarf, bei dem eine Frau und ihre zwei Töchter getötet wurden. Moaz al-Masri, der für diesen Angriff verantwortlich gemacht wurde, war bereits im Mai in Nablus von israelischen Soldaten getötet worden.

Während des Einsatzes hat das israelische Militär nach Angaben einer palästinensischen Gefangenenvertretung im gesamten Westjordanland mindestens 55 Palästinenser festgenommen. (APA/dpa)

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