Interview

Schiedsrichter-Boss Viktor Kassai: „Gegen Homophobie gibt es keine klaren Richtlinien“

Viktor Kassai war ein Top-Referee bei Großereignissen und arbeitet seit Saisonbeginn für den ÖFB.
Viktor Kassai war ein Top-Referee bei Großereignissen und arbeitet seit Saisonbeginn für den ÖFB.Imago
  • Drucken

„Fußball ist der Spielplatz für ungefilterte Emotion“, sagt der Ungar Viktor Kassai. Der 48-Jährige war Europas beste Schiedsrichter, seit Saisonbeginn ist er beim ÖFB als Technischer Direktor für Elitereferees. Über die hohe Kunst des richtigen Pfiffes, das dicke Fell, VAR und warum Unparteiische für ihn „wie Polizisten sind“.

Die Presse: Der Weltverband Fifa lehnte am Wochenende die Blaue Karte ab? Warum war Gianni ­Infantino so entschieden dagegen?

Viktor Kassai: Das ist eine gute Frage, fällt aber nicht in die Verantwortlichkeit des ÖFB. Mir fehlen dazu auch die Hintergründe. Aber, es ist klar, dass das Ifab, welches Änderungen von Fußballregeln berät und beschließt, es nicht gleich in einem Topbewerb wie dem englischen Cup hätte einführen sollen. Es ist doch eine große Entscheidung, eine dritte Karte einzurichten. Das braucht eine Testphase, im Nachwuchsbereich etwa. Fußballregeln sind kein Experiment, Fußball braucht ständiges Regelwerk. Was passiert, wenn ein Tormann die Blaue Karte bekommt oder fünf Spieler zugleich auf die Strafbank müssen? Wer kontrolliert die Zeit, wie lange spielt man dann nach? Da gibt es zu viele Punkte. Die Fifa hält die Zeit dafür eben noch nicht reif.

Täuscht es, oder dauern Fußballspiele nicht schon länger, weil so viel Zeit bei VAR-Kontrollen draufgeht oder bei Wechseln viel nachgespielt wird?

Ja! Aber, erinnern Sie sich: Vor 30 Jahren gab es gar keine Nachspielzeit, wurde ganz hart abgepfiffen nach zwei Mal 45 Minuten. Vielleicht gab es eine Minute Nachspielzeit. Jetzt sind es fünf oder mehr, weil die Fifa es so will, weil die Nettospielzeit weniger umfasst als 60 Minuten. Zuschauer oder TV-Übertragungen brauchen mehr Zeit mit Fußball.

Viktor Kassai galt als Autorität auf dem Platz.
Viktor Kassai galt als Autorität auf dem Platz.Imago

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.