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Die trendige Trinkflasche: Titan statt Plastik

So lässt sich die Flasche quetschen.
So lässt sich die Flasche quetschen.Tom Rottenberg
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Kann man die Trinkflasche neu erfinden? Man kann: Das Wiener Label „Keego“ produziert Sport-Flaschen mit Titanbeschichtung: Geschmacksneutral, schimmelfrei, quetschbar, federleicht – aber vor allem ohne Freisetzung von Mikroplastik.


Im Grunde ist die Sache klar: Wer schwitzt, muss trinken. Je mehr man schwitzt, umso mehr. Und da, wer sich bewegt, mehr schwitzt, steht der Re-Hydrationsbedarf in einem recht direkt proportionalen Verhältnis zu Intensität und Dauer der Bewegung.

So weit so banal. Auch die Frage, wie man beim Sport – egal ob im Fitnesscenter, beim Yoga, beim Wandern und Laufen oder am Rad – nicht dehydriert, ist im Grunde rasch beantwortet: Entweder weiß man, wo es Wasser gibt – oder man hat Getränke mit. In Flaschen, Trinkblasen im Rucksack oder kleinen Tanks am Rad: Zahl und Art der „Trinksysteme“ am Markt ist mittlerweile vielfältig. Womit das Thema eigentlich zu Ende diskutiert ist.

Quetschbarkeit ist praktisch

Das Wort „eigentlich“ bedeutet aber in der Regel „nicht wirklich“. Auch dort, wo es um Trinkflaschen beim Sport geht: Spätestens auf den zweiten Blick gibt es da durchaus weiteren Gesprächsbedarf – und der knüpft vor allem am Material der Gebinde an: Plastik. Klar, man könnte – und kann – auch Glas- oder Metallflaschen verwenden. Aber Glas kann brechen. Und Stahl, Aluminium & Co. sind schwer und starr: Abgesehen vom lästigen Gewicht fällt die „Quetschbarkeit“ der Flasche beim Trinken weg. Und die ist nicht ganz unpraktisch: Auf dem Rad bei voller Fahrt den Kopf weit zurück zu legen, um die Flasche leer zu kriegen? Keine wirklich gute Idee.

Was gegen Plastikflaschen spricht: Sie sind – höflich gesagt – meist weder geschmacks- noch geruchsneutral. Sie werden gammelig und grindig. Und setzen fast immer irgendwann Schimmel an. Und zwar dort, wo man ihn weder sieht noch erreicht: Rückt man ihm mit Geschirrspüler, bissigen Spülmitteln und der Handbürste nachhaltig zuleibe, geht das zu Lasten der Struktur der Flasche – und trotzdem kommt der Schimmel wieder. Ganz abgesehen davon, dass Mundstücke kaum wirklich sauber zu kriegen sind – und Schraubverschlüsse durch die Hitze der Maschinenreinigung bald meist rasch nicht mehr ordentlich abdichten.

Hygieniker empfehlen: Plastikflaschen nach einem Jahr wechseln

Kein Wunder also, dass Hygieniker dringend empfehlen, Kunststofftrinkflaschen nach allerhöchstens einem Jahr zu entsorgen: Nachhaltig, gar keine Frage, ist das nicht.

Auch, weil Plastikflaschen – egal ob als Sport- oder Radflaschen gebrandet und verkauft, ob bei Events und Rennen als Giveaways verschenkt oder einfach als gefüllte PET-Flaschen im Supermarkt erstanden – problematisch sind. Und das schon bevor sie im Müll landen. Egal, ob ordentlich und fachgerecht entsorgt oder einfach am Straßenrand fallen gelassen: Kuststoffflaschen enthalten in der Regel Weichmacher und etliche andere chemische Stoffe und Verbindungen, bei denen die Diskussion, ob sie mit Lebensmitteln in Kontakt sein sollten oft – zurückhaltend formuliert – oft noch lange nicht abgeschlossen ist. Unter anderem weil sich minimale Anteile und Partikel dieser Stoffe und Verbindungen immer lösen und in den Körper gelangen.

Problem Mikroplastik

Womit wir beim nächsten Problem wären: Dem Mikroplastik. Mikroplastik – also minimale, biologisch nicht abbaubare Kunstoffpartikel – finden sich mittlerweile überall. Im Wasser, in Fischen – aber auch in allen anderen Organismen. Menschen inklusive. Mikroplastik wird – vereinfacht gesagt – überall dort ausgespült und freigesetzt, wo Kunststoff mit Flüssigkeiten oder anderen Wirkstoffen interagiert. Verwendet man Plastikflaschen, beginnt die Reise des Mikroplastiks also im menschlichen Körper. Und auch wenn nur ein minimaler Bruchteil dort dauerhaft hängen bleibt, ist die Menge, die wir uns zuführen in Summe beträchtlich: In etwa so viel, wie ein Kreditkarte wiegt, fand die Med-Uni-Wien heraus, nämlich. Pro Woche.

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Klar, das kommt nicht alles von Trink- und Sportflaschen. Aber Kontamination und Belastungen zu reduzieren, wo es nur geht, ist dennoch nicht falsch: Vermeidung wäre da die beste Option. Die Schlüsselfrage – um bei der Hydration beim Sport zu bleiben – lautet aber: Wie soll das gehen? Plastik ist also böse und schmeckt pfui. Glas kann brechen, Metall ist schwer und starr. Aber trinken muss man.

„Keep going“ aus Österreich

Eine mögliche Antwort lautet „Keego“ – und kommt aus Österreich. Keego steht für „Keep Going“. Das in Wien ansäßige Startup schreibt sich auf die Fahnen, die Trinkflasche neu erfunden zu haben: Unkaputtbar-bruchfest, federleicht, weich und quetschbar wie eine Fahrradflasche, geschmacks- und geruchsneutral, weitestgehend resistent gegen Schimmel und andere Grauslichkeiten, langlebig – und ohne Mikroplastik und all die anderen Stoffe und Verbindungen abzusondern, die Plastikflaschen problematisch machen.

Der Clou der 2016 auf einer Wanderung in den steirischen Alpen erstmals angedachten Flasche, die dann – finanziert durch Kickstarter- und andere Crowdfunding-Kampagnen – über mehrere Jahre in einer Kooperation mit der Montanuniversität Leoben bis 2021 zur Serienreife entwickelt wurde, ist eine hauchdünne Titanbeschichtung auf der Innenseite. Genauer gesagt sind es mehrere Schichten. Schimmel mag diese Beschichtung gar nicht. Darüber hinaus verhindert sie aber auch, dass sich Mikroplastik & Co (in der Kunststoff-Außenschicht der Flasche nicht zu vermeiden) auf ihre lange Reise in oder durch den Körper und bis in die Weltmeere machen. Zusätzlich halten diese dünnen Titanschichten die Flasche quetschbar und elastisch. Diese Elastizität, aber auch Designdetails und der Verschluss wurden seit der Markteinführung 2021 mehrfach verfeinert und optimiert: Derzeit hält man bei der vierten Keego-Generation.

Hauchdünne Folierung

Was alle der 87 Gramm (0,7-Liter-Version) leichten Flaschen gemein haben: Sie sind geruchs- und geschmacksneutral – bis ans Ende einer Tagestour und darüber hinaus. Die Titan-Folierung verhindert Ablagerungen und Schimmel auch noch nach mehreren Jahren Gebrauch. Freilich nur, wenn man die Flasche pfleglich behandelt – also auf Bürsten, Schwämme und aggressive Chemie (aber auch die Hitze des Geschirrspülers) verzichtet: Gut Ausspülen und trocknen lassen sollte genügen. Und tut es in der Regel auch.

Außen sieht man den Flaschen – insbesondere beim Radfahren – den Gebrauch nach ein paar Monaten aber meist doch an: Rad-Flaschen-Halterungen halten sie zwar gut und präzise fest – aber Kratzer und Fahrer sind unvermeidlich. Während man die auf der „typischen“ Billigplastikflasche aber kaum sieht oder einfach nicht beachtet, ist das bei den „wertig“ designten Keegos anders. Auch, weil man – im Gegensatz zu den Billigflaschen um kein bis wenig Geld – davon selten etliche daheim hat, also einfach eine andere nimmt und die alte Falsche entsorgt oder im Regal verstaut/vergisst.

Cooles Statement, preislich in der Oberliga

Die Titanflasche aus Wien-Margareten aber zeigt man gerne her. Sie gilt als cool – und ist ein Statement. Doch wird sie auch aus einem anderen Grund gern das „iPhone unter den Trinkflaschen“ genannt: Wegen des Preises. Mit knapp 40€ für die große und rund 35 € für die kleinere (0,5-Liter-)Flasche, spielt Titania preislich in einer ganz anderen Liga als Quetsch-Flaschen, die einfach nur Quetsch-Flaschen sein sollen und wollen.

Denn eine Flasche Keego nimmt man nicht einfach auf dem Weg zur Kassa noch mit – man muss sie sich leisten wollen. Und das – so ehrlich muss man sein – hängt bei einem Großteil der Käuferinnen und Käufern wohl erst in zweiter Linie an Gesundheits- und Nachhaltigkeitsgedanken. Denn die in etlichen Farben angebotenen Titanflaschen sind längst ein „Must have“ der trend- und stilbewussten Bike-, Fitness-, Yoga- und Sportszene gelten. Und daran zumindest Mitschuld ist nicht nur die geschickte Hand der Hersteller für Design, Farbgebung und Styling – sondern auch in der Kommunikation und bei der Auswahl jener „Influencer“, die auf Instagram & Co. auftreten. Und aus der im Grunde simpelsten und logischsten Nebensache beim Sporteln eine stylische Inszenierung machen: Wassertrinken nämlich.

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