Lebensstil

Leben im Zug: Was ein 17-jähriger Deutscher vormacht, geht in Österreich mit Klimaticket billiger

Archivbild von der Premierenfahrt der neuen Nightjet-Generation im November 2023. Mit dem österreichischen Klimaticket kann man übrigens auch im Sitzwagen der ÖBB-Nachtverbindungen reisen.
Archivbild von der Premierenfahrt der neuen Nightjet-Generation im November 2023. Mit dem österreichischen Klimaticket kann man übrigens auch im Sitzwagen der ÖBB-Nachtverbindungen reisen.Imago/Andreas Stroh
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Mit seiner Bahncard 100 reist der junge Selbstständige – nur mit Rucksack als Gepäck – quer durch Deutschland. Geduscht wird in öffentlichen Schwimmbädern, Annehmlichkeiten bieten die Lounges der Deutschen Bahn. Ein Lebensstil, der theoretisch auch in Österreich möglich wäre. Sogar billiger. Aber ohne Meer.

Ein Leben im Zug? So richtig, also dort leben und arbeiten? Was manchen – auch angesichts der hierzulande oft überfüllten Züge – womöglich gar absurd erscheint, ist für andere ein Lifestyle. Für Lasse Stolley etwa, der mit seiner Bahncard 100 in den Zügen der Deutschen Bahn zu Hause ist.

Wie das geht, hat er deutschen Medien verraten, etwa dem „Business Insider“: „Nachts schlafe ich im fahrenden ICE und tagsüber arbeite ich dort als Programmierer, umgeben von vielen anderen Passagieren“, erzählt der jugendliche Selbstständige davon, wie er sein Leben auf Schiene finanziert. Wird es ihm zu hektisch, sucht sich Stolley ruhigere Strecken und „exotischere“ Ziele. Extrakosten für seine Reisen hat er keine, er reist mit einer Bahncard 100 der Deutschen Bahn (DB). Sie ist mit der früheren Österreichcard der ÖBB zu vergleichen und ermöglicht Stolley Fahrten mit allen Zügen der DB in Deutschland. Seit dem Erwerb der Bahncard sei er „im deutschen Fernverkehr“ zu Hause.

500.000 Kilometer zurückgelegt

Er genieße die Freiheiten, jeden Tag könne er entscheiden, wohin er möchte: Alpen, Großstadt oder das Meer? „Da bin ich voll flexibel“, erzählt Stolley dem „Business Insider“. Über 500.000 Bahnkilometer hat der junge Mann bereits zurückgelegt. Eine Youtube-Dokumentation habe ihn zu seinem neuen Lebenswandel inspiriert. Als eine Ausbildung zum Fachinformatiker platzte, kaufte er sich die Bahncard 100 und schreibt nun über sein Leben in den Zügen der Deutschen Bahn in einem Blog.

Seine Eltern musste Stolley erst von der Idee überzeugen, aber am 8. August 2022 trat er schließlich seine erste Fahrt an. Der Anfang sei hart gewesen, „anders, als ich es mir vorgestellt hatte“. Die richtige Organisation sei für ein Leben in Zügen wichtig. Er reist mit einem 36-Liter-Rucksack – das ist alles, was er mit dabei hat. Viel Platz für Kleinzeug bleibt da nicht. Der Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung sei neben seinem Laptop das Wichtigste in seiner Ausrüstung.

Sein Jahresbudget? 10.000 Euro. Davon zahlt er auch Eintritte in diverse Museen – oder Schwimmbäder, wo Stolley duschen kann. Verpflegung gibt es für ihn zum Beispiel auch kostenlos in den Lounges der Deutschen Bahn - Bahncard 100 sei Dank. Lounges gibt es allerdings nur in 15 größeren Bahnhöfen Deutschlands. Außerdem hilfreich: Seine Eltern steuern weiterhin Geld bei. An deren Adresse ist er auch amtlich gemeldet. Vor Reiseantritt habe er aber viele seiner Sachen verkauft.

Ein Leben als Klimaticket-Nomade? Möglich.

In Österreich ist ein vergleichbarer Lebensstil durchaus möglich. Was fehlt: die Größe Deutschlands, die Schienenkilometer für ausreichend Abwechslung. Die längeren Nachtzugstrecken innerhalb der Landesgrenzen sind rasch gezählt. Und ja: Mit dem Klimaticket Österreich kann man auch in den Sitzwagen der Nightjets „kostenlos“ fahren, in Österreich bleibt da aber nur die Verbindung Wien–Bregenz als schlaftaugliche, weil ausreichend lange Variante innerhalb der Landesgrenzen. Eine Fahrt ans Meer ist Klimaticket-Besitzerinnen hingegen verwehrt – zumindest ohne Aufpreis. Der Kauf einer Bahncard 100 der Deutschen Bahn steht aber natürlich auch Österreichern offen: Kostenpunkt 4550 Euro.

Wer sich ähnlich wie Lasse Stolley auch in den ÖBB-Lounges an Getränken und Snacks bedienen will, dem empfiehlt sich ein Klimaticket Österreich für die 1. Klasse. Das kostet bei Einmalzahlung zusätzlich zum normalen Klimaticketpreis von 1095 Euro noch einmal 1355 Euro für ein Jahr – in Summe also 2450 Euro. Damit kann man das Leben als Zugnomade in der 1. Klasse womöglich etwas komfortabler gestalten. (klepa)

>> Der Artikel im „Business Insider“

>> leben-im-zug.de - Der Blog von Lasse Stolley

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