Pizzicato

Bayern-Trainer leben gefährlich

Die hohe Gage ist auch ein Schmerzensgeld – erst recht, wenn der Trainer so motiviert ist, dass er sich bei der Motivationsrede verletzt. Und Neonazi-Horden aus Rom im Stadion brüllen.

Wer wüsste nicht, dass Fußballer gefährlich leben – auch abseits des Spielfelds. Als Startrainer Giovanni Trapattoni – Maestro der „Ich habe fertig“-Wutrede – einst Stürmerstar Jürgen Klinsmann bei Bayern München auswechselte, trat der zornentbrannt gegen eine Werbetonne. Als er elf Jahre später als Trainer bei den Bayern anheuerte, stand sein Engagement unter einem schlechten Stern: Nach neun Monaten war für ihn die Saison vorbei.

Trainer leben beim bajuwarischen FC Hollywood eben noch gefährlicher als die Spieler. Im Jahrestakt wechseln die Bayern-Bosse ihre Chefstrategen, so auch Thomas Tuchel. Vor dem Champions-League-Match gegen Lazio Rom versuchte er seine Stars in einem Pep Talk zu motivieren und sprang so übermotiviert wie ein Rumpelstilzchen herum, dass er sich eine Zehe brach, als er gegen die Tür trat. Sein Einsatz auf der Trainerbank ist mitunter größer als jener seiner Spieler auf dem Rasen. Darum ist es nur recht und billig, dass er ein hohes Schmerzensgeld in Form seiner Gage kassiert.

Immerhin hat er es den Lazio-Fans gezeigt, den „Laziali“ (besser: „Naziali“), die sich darin gefielen, zum Aufwärmen just im Hofbräuhaus die Hand zum „Römischen Gruß“ – dem Faschistengruß – zu erheben und zu brüllen: „Duce, Duce, Duce.“ Trapattoni, ein Lombarde, hätte gebebt vor Wut: „Was erlauben...“

E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

Printausgabe 7.3.2024

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.