Mein Freitag

Im Crocs-Zeitalter

Crocs, noch dazu unechte.
Crocs, noch dazu unechte. Marits
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Nach jahrelangem Zögern habe ich mir - eh nur für den Balkon - Crocs gekauft.

Irgendjemand hat neulich irgendwo (präziser kann ich es leider nicht mehr rekonstruieren, sehr stümperhaft, ich weiß) verkündet, dass sie in einer neuen Lebensphase angekommen ist, weil sie sich nicht mehr die Mühe macht, beim Betreten von Geschäften den Radhelm abzunehmen. Sondern neuerdings, wissend, dass sie dafür vielleicht mitleidig belächelt wird, uneitel mit Helm auf dem Kopf einkaufen geht.

Das könnte man natürlich à la Lagerfeld’scher Jogginghosen-Analogie als Kontrollverlust über das eigene Leben bezeichnen. Oder als schönes Zeichen dafür sehen, dass die Dame so fest im Leben steht, dass ihr kritische Blicke wegen eines optisch unerfreulichen Plastikhelms egal geworden sind.

Ich selbst bin da noch nicht so weit. Wobei: Es ist mir natürlich auch schon passiert, dass ich auf dem Weg in die Arbeit mit Helm die Bäckerei betrete, dies bemerke und dann inständig hoffe, dass George Clooney nicht genau jetzt um die Ecke biegt. Aber ich habe mir soeben nach jahrelangem Zögern – eh nur für den Balkon – Crocs gekauft. Noch dazu nachgemachte, die der Supermarkt jeden Frühling mit dem Gartenzubehör herausräumt.

Mit Blümchenmuster

Weil Straßenschuhe und Flipflops auf dem Balkon nur bedingt praktisch sind, habe ich schon seit vielen Balkonsaisonen über Fake-Crocs nachgedacht. Und mir jetzt gedacht: Wer sieht mich da schon? Nun: das Kind, das mich (wie auch die ersten Besucher) mit leicht mitleidigem Gesichtsausdruck in einer neuen Ära angekommen sieht. Die Mama trägt jetzt unechte Crocs mit Blümchenmuster im Inneren (sieht genauso aus, wie es klingt.)

Aber zugegeben: Diese Dinger sind wirklich so bequem, wie es sämtliche Crocs-Träger seit Jahren unter Eid behaupten, weshalb ich womöglich eines Tages mit ihnen den Müll wegtrage. Dann ist es nur noch ein kleiner Weg in Fake-Crocs zum Spar. Da könnte ich auch gleich die Jogginghose dazu anziehen. Von denen habe ich eine Handvoll daheim, aber keine einzige jemals zum Joggen ausgeführt. Oder zum Spar. Höchstens zum Müllraum. In diesem Sinn: Vergessen Sie den Radhelm nicht!

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

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