Mein Dienstag

Der Beziehungssport

Verkörpert in ihrem neuen Film „Challengers“ eine Tennisspielerin: Zendaya.
Verkörpert in ihrem neuen Film „Challengers“ eine Tennisspielerin: Zendaya.Reuters/Maja Smiejkowska
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Um die Schönheit von Tennis zu beschreiben, wurden schon viele Metaphern bemüht. Der Film „Challengers“ liefert eine ganz neue.  

Es gibt da diese Szene in dem Trailer von Zendayas neuem Film „Challengers“, der im April ins Kino kommt. „Du weißt nicht, was Tennis ist“, flüstert sie ihrem Mann, Mike, ins Ohr, um ihn zu motivieren. „Es ist eine Beziehung.“ Mike ist Tennisprofi und sie seine Trainerin. Auch sie galt einst als Supertalent, ehe eine schwere Verletzung ihre Karriere brutal beendete.

Um die Komplexität einer strategischen, intelligenten und kraftvollen Sportart wie Tennis zu beschreiben, wurde schon so manche Analogie bemüht – die einer Beziehung ist mir neu. Und was soll ich sagen … ich liebe diesen Vergleich. Ja, Tennis ist eine Beziehung – und zwar eine zwischen dir und deinem Gegner. Schließlich geht es im Tennis nicht ums Gewinnen, sondern darum, den Gegner verlieren zu lassen. Sein Spiel zu lesen und seine Schwächen zu erkennen, um sie gegen ihn zu verwenden.

Wer zum Beispiel kein Netzspiel beherrscht oder die Rückhand nicht longline spielen kann, hat keine Chance gegen mich. Ich würde mein gesamtes Spiel um diese Schwäche aufbauen und den Gegner von Game zu Game zermürben. Wer die Rückhand nicht longline spielen kann, den behandle ich wie jemanden, den ich bei einer Lüge ertappt habe. Und verspeise ihn zum Frühstück wie Pancakes mit Ahornsirup, Heidelbeeren und einer halben gegrillten Banane.

Das macht den vielleicht größten Reiz dieser Sportart aus – mit der richtigen Strategie kannst du auch einen körperlich und technisch überlegenen Rivalen schlagen. Den Beweis dafür lieferten hochintelligente Spieler wie etwa Mats Wilander und Andre Agassi, die in ihren Karrieren mehr wichtige Turniere gewannen, als sie eigentlich hätten gewinnen dürfen.

Agassi schreibt in seiner Biografie „Open“, dass er die meisten seiner Matches nicht auf dem Platz, sondern am Abend zuvor unter der Dusche gewann, als er sich seinen Spielplan zurechtlegte. Er ging also vor und während seiner Matches eine regelrechte Beziehung zu seinen Gegnern ein. Dass nicht alle glücklich endeten, ist nicht schlimm. Viel wichtiger ist für Leute wie ihn (und mich), dass die eine große Liebe im Leben nie endet: die zu diesem Sport.

E-Mails an: koeksal.baltaci@diepresse.com

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