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„Hyper, Hyper“: Scooter-Frontmann H.P. Baxxter wird 60

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Am Samstag, den 16. März feiert Scooter-Frontmann seinen 60. Geburtstag. Im April steht er in Wien auf der Bühne und ein neues Album steht auch bereits in den Startlöchern.

Im Musikstudio von Scooter-Frontmann H.P. Baxxter stehen nicht nur sieben Keyboards und acht dicke Boxen. Im Flur hängen auch zahlreiche Goldene Schallplatten. Ob für „Hyper Hyper“, „How much is the Fish“ oder „Move Your Ass!“ - es sind Zeugnisse der Band, die seit 30 Jahren erfolgreich hart wummernde Technomusik, meist garniert mit einfachen Sätzen und Ohrwurm-Potenzial, zu den Massen bringt. Am Samstag, 16. März, wird H.P. Baxxter 60 Jahre alt und denkt nicht ans Aufhören.

„Ich glaube, wenn wir gar nicht da gewesen wären, dann würde in diesem Segment was fehlen, wo man das Gefühl hat, ich will jetzt mal tanzen und einfach mal ein bisschen abgehen und den Alltag vergessen“, sagt H.P. Baxxter der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. „Als das losging, wurde ich 30. Da dachte ich schon: “Mensch, ganz schön alt für die Bravo und so.' Und seitdem besteht mein Leben zum Großteil aus Studio, Bühne, irgendwelchen Clubs. Es dreht sich alles um Musik, viel auch um Party und so, und das hat sich auch nie großartig verändert.„

60 - „das ist schon eine Zäsur“

Er müsse sich deshalb erst mal damit anfreunden, nun 60 Jahre alt zu werden. „Das ist schon eine Zäsur. Aber auch nicht so, dass ich in Depression verfallen bin.“ Zudem fühle er sich eher wie Anfang 40. Dank regelmäßigem Sport wie Laufen und elektrische Muskelstimulationen sei er derzeit recht fit. „Und manchmal - so alle drei Monate - nutze ich ein bisschen Botox, damit man nicht zu verknittert aussieht.“

Eine Auszeit von Scooter war für H.P. Baxxter nie eine Option. „Ich hatte auch Angst davor, sonst den Anschluss zu verlieren. Lieber stoisch weitermachen.“ Vor allem die Liveshows hätten ihm seit jeher viel Spaß gemacht. „Das ist auch heute noch so!“ Die nächste Tour steht Ende März an und führt ihn am 12. April in die Wiener Stadthalle. Vorher veröffentlichen Scooter ein neues Album. „Open your Mind and your Trousers“ erscheint am 22. März.

Scooter ist aus Leidenschaft zu Musik und Tanzen entstanden. In Leer geboren, war Hans Peter Geerdes als Fan von Depeche Mode und New Wave schnell klar, dass er Synthie-Pop und elektronische Tanzmusik machen will. Tagsüber machte er eine Ausbildung zum Dental-Kaufmann - nach Feierabend und am Wochenende schrie er irgendwelche Wörter zu den Sounds seines Kumpels mit Keyboard ins Mikrofon und ins tanzende Publikum. Eher zufällig entstand 1993 so die Wort-Kombi „Hyper Hyper“.

Und damit eine Eurodance-Nummer, die Scooter plötzlich groß machte - und in die Jugendzeitschrift „Bravo“ brachte, die er selbst als Kind und Jugendlicher so oft gelesen hatte. Als Scooter später zwischen all den Top-Acts Teil der „Bravo Super Show“ war, sei ihm das Herz in die Hose gerutscht. „Da dachte ich nur: “Hoffentlich überleben wir das. Das gerät außer Kontrolle.'„

Er überlebte, behielt das Konzept bei und landete einen Top-Ten-Hit nach dem anderen - 23 mittlerweile. „Nach drei, vier Hits wussten wir, dass wir dazu gehören.“ Nicht selten gab es „Bravo“-Doppelseiten - und seine Mutter habe jeden Schnipsel gesammelt, sagt H.P. Baxxter mit einem Lachen.

Scooter steht für kommerziellen Techno/Rave mit an Dadaismus erinnernden Sprechgesang und Kurz-Melodien, die im Kopf bleiben - ob man will oder nicht. Man denke nur an das „Döp döp döp dödödö döp döp“ aus dem Lied „Maria (I like it loud)“.

Das Musikportal laut.de schreibt über die Band, die sich selbst in der Doku „FCK 2020“ als Kirmes-Technoleute bezeichnete: „Der Stil bleibt bestehen, der Erfolg ebenso: Scooter entwickeln sich zum Phänomen, an dem man beim Rückblick auf die späten Neunziger nicht vorbei kommt.“ Privat hört der Musiker vor allem sonntags auch gern einfach nur Klassik. Im Auto läuft dann aber wieder regelmäßig ein Radiosender mit Techno-Musik.

Verehrt, gefeiert oder belächelt und ignoriert

Und Scooter war und ist eine Band, die entweder verehrt und gefeiert oder belächelt und ignoriert wird. Zumindest aber wird er nicht mehr beschimpft. „Das hat sich völlig verändert. Heute sind eigentlich alle total nett. Ich habe da ewig nicht mehr überhaupt einen Hauch von etwas Negativem gespürt“, sagt H.P. Baxxter.

Beim Blick auf die vergangenen 30 Jahre Scooter ist er vor allem begeistert davon, dass die Band auch in England so erfolgreich war. Auch in Osteuropa feierte sie viele Erfolge. „Von Sibirien bis Samara - wir haben überall gespielt. Das waren schöne Erlebnisse und wer weiß, ob es das überhaupt noch mal gibt. In unserer Karriere wahrscheinlich nicht.“

H.P. Baxxter, der im Sommer seine deutlich jüngere Freundin an der Nordsee heiraten möchte und ein Faible für Oldtimer hat, findet seine Textideen oft zufällig. „Ich mache mir immer Notizen, wenn ich was witzig finde.“ Denn seine Texte seien immer mit Augenzwinkern und oft ohne Sinn geschrieben, so der Norddeutsche, der noch nie Gesangsunterricht genommen hat und ein bisschen Gitarre spielen kann.

„Er macht nie schlapp“

„FCK 2020“-Regisseurin Cordula Kalbitz-Post schätzt H.P. Baxxter für seine Ehrlichkeit, seine Zuverlässigkeit, seine Coolness, wie sie der dpa sagt. „Ihn interessiert wirklich nicht, was andere Menschen über ihn sagen, er ist angstfrei, mutig und kann auch über sich selbst lachen.“ Überrascht habe sie seine Bodenständigkeit. „Außerdem fand ich den “Barzwang‘ gegenüber seinem Team und seine ständige Getriebenheit auf der Suche nach einem perfekten Club-Wochenende erstaunlich und außergewöhnlich für sein Alter, er macht nie schlapp“ sagt sie mit einem Lächeln.

Ans Aufhören denkt der Musiker noch lange nicht. Erst, wenn ihm die Auftritte zu anstrengend werden. „Aber ich bin da auch ganz optimistisch. Wenn ich mir Mick Jagger angucke - das ist immer mein Vorbild - der macht das echt gut. Immer noch.“ (APA/DPA)

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