Vulkanausbruch

Erdspalte gibt heiße Lava frei: Hunderte Menschen aus berühmter Blauen Lagune gebracht

Menschen beobachten am Samstag (16.3.), wie geschmolzene Lava aus einer Spalte auf der Halbinsel Reykjanes nördlich der evakuierten Stadt Grindavík im Westen Islands ausströmt.
Menschen beobachten am Samstag (16.3.), wie geschmolzene Lava aus einer Spalte auf der Halbinsel Reykjanes nördlich der evakuierten Stadt Grindavík im Westen Islands ausströmt.APA / AFP / Ael Kermarec
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Es ist der vierte und vermutlich bisher stärkste Spaltausbruch auf der Halbinsel Reykjanes seit
Mitte Dezember. Auch die Touristenattraktion Blaue Lagune, wo sich etwa 700 Menschen aufgehalten hatten, wurde noch am Samstagabend evakuiert.

Seit Dezember kommt die Reykjanes-Halbinsel auf Island nicht zur Ruhe. Immer wieder bebt die Erde, Lava strömt aus Erdspalten. Am Wochenende war es der heftigste Ausbruch seither, diesmal mussten sich auch Hunderte Touristen aus einer der meistbesuchten Attraktionen des Landes, der Blauen Lagune, in Sicherheit bringen.

Im Verlauf des Sonntags gab es dann aber erste Entwarnung. Der Lavastrom nach der neuesten Eruption hat sich nach offiziellen Angaben verlangsamt. Allerdings sei eine Fernwärmeleitung gefährdet, sagte Einar Hjörleifsson vom isländischen Wetteramt am Sonntag dem Sender RUV. „Wenn die Aktivität nicht weiter abnimmt und der Lavastrom nicht aufhört, sollte er in den nächsten Stunden die Leitung erreichen.“ Eigens errichtete Deiche würden die Lava aufhalten und umleiten, sodass es bisher keine Gefahr für Menschen gebe. Bei einem Ausbruch im Februar war die Fernwärmeversorgung für mehr als 20.000 Menschen unterbrochen worden, nachdem Lavaströme Straßen und Pipelines zerstört hatten.

Rückkehrer nach Grindavík mussten erneut flüchten

Am Samstagabend war es zum vierten Mal in vier Monaten nahe dem Hafenort Grindavík auf der Reykjanes-Halbinsel zu einem Vulkanausbruch gekommen. Dabei handelt es sich um sogenannte Spaltausbrüche, bei denen es normalerweise keine großen Explosionen oder nennenswerte Ausbreitung von Asche gibt. Die leuchtend rot-orangefarbenen Eruptionen waren dennoch auch von der Hauptstadt Reykjavik aus zu sehen, die etwa 55 Kilometer nordöstlich von Grindavík liegt.

In den Ort, der nach dem ersten Ausbruch im Herbst evakuiert worden war, waren zuletzt nur wenige Menschen zurückgekehrt, die nun erneut in Sicherheit gebracht wurden. Auch die Touristenattraktion Blaue Lagune, wo sich etwa 700 Menschen aufgehalten hatten, wurde noch am Samstagabend evakuiert. Der Flugverkehr zum internationalen Flughafen Keflavik war nicht beeinträchtigt.

Das isländische Wetteramt teilte am frühen Sonntagmorgen mit, die Lava fließe weiter mit einer geschätzten Geschwindigkeit von einem Kilometer pro Stunde Richtung Süden und Südosten. Das Szenario, dass die Lava das Meer erreiche, müsse in Betracht gezogen werden. Ein Teil der Lava fließe auch in Richtung der Schutzbarrieren für die bereits im November evakuierte Küstenstadt Grindavík und sei nur noch rund 200 Meter von ihnen entfernt. Die Vorwarnphase für den Ausbruch sei sehr kurz gewesen: Die erste Warnung an das Ministerium für Katastrophenschutz sei nur 40 Minuten vor Beginn der ersten Eruption eingegangen.

Sirenen beim Bad in den heißen Quellen

Die Touristenattraktion Blaue Lagune, in der sich rund 700 Menschen befanden, wurde umgehend evakuiert. Auch ein paar wenige Bewohner, die zwischenzeitlich nach Grindavík zurückgekehrt waren, wurden sicherheitshalber wieder aus dem Ort gebracht. Es bestehe aber keine Gefahr für Menschen, hieß es.

Wissenschaftler versuchten, sich von einem Hubschrauber aus ein Bild der Lage zu machen. Der Ausbruch hatte sich erneut mit starker seismischer Aktivität angekündigt. Experten zählten etwa 80 Erschütterungen. Die Länge der aufgebrochenen Erdspalte war rund 3,5 Kilometer lang. Rettungskräfte beschwerten sich über Touristen, die aus Sensationsgier in die Region aufgebrochen seien.

Das ist ein Archivbild vom 9. Februar, nach dem vorherigen Spaltausbruch nahe den heißen Quellen der Blauen Lagune.
Das ist ein Archivbild vom 9. Februar, nach dem vorherigen Spaltausbruch nahe den heißen Quellen der Blauen Lagune.Reuters / Stringer

Tempo der Lava: Ein Kilometer pro Stunde

Grindavík liegt auf der Reykjanes-Halbinsel rund 55 Kilometer südwestlich von Reykjavik. Auf der Halbinsel ist es seit Mitte Dezember zu vier Vulkanausbrüchen gekommen, im Jänner hatte die Lava sogar drei Häuser am nördlichen Ausläufer des 4000-Einwohner-Ortes erfasst. Die Zukunft der Gemeinde ist ungewiss. Die Regierung hat bereits einen Gesetzesentwurf vorgelegt, wonach Bewohner ihr Wohneigentum an ein staatliches Unternehmen verkaufen können sollen. Das erste Mal war der Vulkan am 18. Dezember ausgebrochen, zum zweiten Mal am 14. Jänner. Eine dritte, kleinere Eruption wurde am 8. Februar registriert. (APA/dpa)

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