Innovationen

Europäisches Patentamt: Anmeldungen aus Österreich stagnieren

Österreich rangiert bei den Patentanmeldungen in Europa nur auf Rang sieben. Vor allem der Frauenanteil ist unter dem Durchschnitt. Dem Europäischen Patentamt zufolge Österreich weiterhin zu sehr auf den traditionellen Maschinenbau fokussiert.

Österreichische Unternehmen haben im Vorjahr 2355 Patente beim Europäischen Patentamt (EPA) angemeldet - ein leichtes Minus von 1,1 Prozent gegenüber 2022, wie das EPA am Dienstag im Zuge der Veröffentlichung des „Patent Index 2023“ bekannt gab. Gemessen an der Bevölkerungszahl bleibt Österreich mit 264 Anmeldungen pro Million Einwohner auf Rang sieben. Insgesamt stiegen beim EPA die Patentanmeldungen 2023 um 2,9 Prozent auf 199.275.

Es sei zwar gelungen, das Innovationsklima hierzulande sehr stabil zu halten, „allerdings blieb das Wachstum der aus Österreich zum Patent angemeldeten Erfindungen in den letzten zehn Jahren geringfügig unter dem Durchschnitt der beim EPA eingereichten Patente“, erklärte Ilja Rudyk von der EPA auf APA-Anfrage. Grund dafür dürfte der anhaltende Boom digitaler Technologien sein, während sich Anmeldungen aus Österreich weiterhin auf den traditionellen Maschinenbau fokussieren - ein Bereich, der seit Jahren eine rückläufig Tendenz zeige, so der Experte.

Das Gesamtwachstum ist vor allem auf die deutliche Zunahme der Anmeldungen aus Südkorea (plus 21 Prozent) und China (plus 8,8 Prozent) zurückzuführen, die auf den Rängen fünf beziehungsweise vier der anmeldestärksten Länder liegen. Die Zahlen Chinas haben sich laut EPA in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt. Rund 43 Prozent der Anmeldungen stammen aus den 39 Mitgliedstaaten des EPA, 57 Prozent kamen von außerhalb Europas.

USA führen Ranking an, gefolgt von Deutschland

Das globale Ranking führen weiterhin die USA mit fast einem Viertel aller Einreichungen (48.155 Anmeldungen; plus 0,4 Prozent) an, gefolgt von Deutschland, das mit 24.966 Einreichungen ein Plus von 1,4 Prozent verzeichnet hat. Leicht rückläufig waren die Anmeldungen des drittstärksten Landes Japan (21.520 Anmeldungen; minus 0,3 Prozent). In der Gesamtliste der patentaktivsten Länder rangiert Österreich auf Platz 14.

Gewichtet nach Bevölkerungsgröße liegt die Schweiz mit 1.085 Patentanmeldungen pro Million Einwohner mit Abstand an der Spitze. Auf den Plätzen folgen Schweden (495), Dänemark (445), Finnland (422), Niederlande (402), Deutschland (300) und Österreich (264). Der Schnitt der EU-27 liegt bei 153 Anmeldungen.

Die Erfindungstätigkeit bleibe auch im Jahr 2023 weltweit hoch, betonte EPA-Präsident António Campinos in einer Aussendung. Dabei habe der Anteil der Anmeldungen von kleinen und mittleren Unternehmen in Europa im vergangenen Jahr den bisher höchsten Stand erreicht. Diese könnten nun auch vom neuen EU-Einheitspatent profitieren, mit dem die Einreicher in einem Schritt in 17 europäischen Ländern einen Patentschutz für ihre Erfindung erhalten.

Das Themengebiet mit der höchsten Zahl an Patentanmeldungen war erneut „Digitale Kommunikation“ (17.749) und mit einem Wachstum von 8,6 Prozent gegenüber 2022. Es folgen „Medizintechnik“ (plus 1,3 Prozent), „Computertechnik“ (plus 1,2 Prozent) und der Bereich „Elektrische Maschinen, Geräte, Energie“ (plus 12,2 Prozent), der u.a. auch Erfindungen zu sauberen Energietechnologien umfasst. Alleine die diesem Bereich zugeordneten Anmeldungen für Batterietechnik stiegen um 28 Prozent. Stark war auch das Wachstum in der Biotechnologie (plus 5,9 Prozent).

Bei den Anmeldungen aus Österreich lag der Sektor „Elektrische Maschinen, Geräte, Energie“ mit 283 Einreichungen (minus 15,8 Prozent) an erster Stelle. Deutliche Steigerungen wurden in den Bereichen Motoren, Pumpen, Turbinen (plus 33,3 Prozent), in den Transporttechnologien (einschließlich Fahrzeugtechnik, plus 30,5 Prozent) und mechanische Elemente für Maschinen und Geräte (plus 27,1 Prozent) verzeichnet. Einen massiven Rückgang gab es im Segment Halbleiter (minus 25,3 Prozent), allerdings nach einem Boom im Jahr 2022 mit plus 50 Prozent.

Wien vor Oberösterreich und der Steiermark

Nach Bundesländern wurden Unternehmen aus Wien mit 603 Patentanmeldungen (minus 1 Prozent) am häufigsten beim EPA vorstellig, gefolgt von Oberösterreich (497; minus 7,4 Prozent) und der Steiermark (317; plus 1 Prozent). Auf Rang vier kommt Vorarlberg (277; minus 2,5 Prozent) vor Niederösterreich (210; minus 6,3 Prozent), Kärnten (188; plus 8,7 Prozent), Tirol (149; plus 11,2 Prozent), Salzburg (102; plus 3 Prozent) und dem Burgenland (12; plus 71,4 Prozent).

Nachholbedarf gibt es in Österreich hinsichtlich des Frauen-Anteils: In nur 17 Prozent der Anmeldungen werden Frauen als Erfinderin genannt. Damit liegt man erheblich unter dem Durchschnitt der 39 EPA-Mitgliedstaaten von 27 Prozent und ist Schlusslicht unter den zwölf größeren europäischen Patentanmeldeländern.

Erklären lasse sich das zu einem großen Teil durch die stärkere Spezialisierung Österreichs auf Bereiche wie Maschinenbau, Bauwesen und Elektrotechnik, in denen der Anteil der Erfinderinnen traditionell geringer sei, so Ilja Rudyk von der EPA auf APA-Anfrage. Außerdem würden Industrieunternehmen in Österreich einen relativ hohen Beitrag zu den Patentaktivitäten leisten im Vergleich zu Anmeldungen von öffentlichen Forschungseinrichtungen oder Universitäten, in denen Frauen meist stärker vertreten sind.

Borealis führend in Österreich, Huawei international

Von den österreichischen Unternehmen war wie im Vorjahr die OMV-Chemietochter Borealis mit 183 Patentanmeldungen am aktivsten. Es folgen die Zumtobel-Tochter Tridonic (60), der Beschlägehersteller Julius Blum (59), sowie das Technologieunternehmen Fronius und der Automobilzulieferer ZKW mit jeweils 46 Anmeldungen.

Global war Huawei mit 5071 Einreichungen der führende Patentanmelder beim EPA, gefolgt von Samsung (4.760), LG (3.498), Qualcomm (3.275), und Ericsson (1.969). Unter den aktivsten zehn Unternehmen sind vier aus Europa, jeweils zwei aus Südkorea und den USA und jeweils eines aus China und Japan. (APA)

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