Volkswirtschaft

Lieferkettengesetz bringt laut IHS Wettbewerbsnachteil für Europa

„Ziemlich absehbar ist, dass Energie in Europa teuer bleiben wird, umso wichtiger ist es, Netze und Handelsstrukturen so anzupassen, dass man zumindest die niedrigsten höheren Kosten hat“, so IHS-Chef Holger Bonin.
„Ziemlich absehbar ist, dass Energie in Europa teuer bleiben wird, umso wichtiger ist es, Netze und Handelsstrukturen so anzupassen, dass man zumindest die niedrigsten höheren Kosten hat“, so IHS-Chef Holger Bonin.APA/ROLAND SCHLAGER
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IHS-Chef Bonin spricht sich für eine Kooperation und Entwicklungshilfe mit kritischen Zulieferer-Ländern aus. Zudem dürften die hohen Energiepreise Europa längerfristig beeinflussen.

Der Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), Holger Bonin, sieht das vergangene Woche von der EU beschlossene Lieferkettengesetz kritisch. „Europa macht sich damit einen Wettbewerbsnachteil auf“, sagte Bonin im Interview mit den „Oberösterreichischen Nachrichten“ am Mittwoch. Die grundlegenden Ziele des Gesetzes seien zwar positiv, bessere Umwelt- und Sozialstandards über europäische Unternehmen durchsetzen zu wollen, sei jedoch nur bedingt sinnvoll.

Schon die Annahme der EU, dass Unternehmen ihre Lieferketten zur Gänze verstehen würden, sei schwierig. „Das sind extrem komplexe Netze, die sich ständig verändern. Wir reden nicht nur über den direkten, sondern auch über den danach folgenden Zulieferer et cetera“, so Bonin. Diese Strukturen mit dem vorliegenden Gesetz einfangen zu wollen, sei „sehr statisch gedacht und wird den Realitäten nicht gerecht. Dementsprechend kann das so in der Form nicht funktionieren“, sagte der IHS-Chef.

Konjunktur schwach

Sinnvoller als zu versuchen, über europäische Firmen Werte sowie Umwelt- und Sozialstandards zu exportieren, wäre es für Bonin, Entwicklungshilfe und Kooperationen mit Herkunftsländern einzugehen und so zu helfen, die Standards zu erhöhen. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass Unternehmen einfach von den Ländern mit den niedrigsten Standards in Zulieferer-Länder mit den zweit- oder drittniedrigsten Standards abwandern.

Generell springe die Konjunktur in Europa derzeit im Zuge der anhaltend hohen Zinsen und der Energiepreise noch nicht so an wie erwartet. Vor allem in Deutschland sei die Lage der Industrie schlecht, Österreich stehe dagegen etwas besser da als der Nachbar.

Die Energiepreise dürften Europa jedoch noch länger zu schaffen machen. „Ziemlich absehbar ist, dass Energie in Europa teuer bleiben wird, umso wichtiger ist es, Netze und Handelsstrukturen so anzupassen, dass man zumindest die niedrigsten höheren Kosten hat“, sagte Bonin. Oberste Priorität habe dabei für Österreich, Ersatz für russisches Gas zu finden. Beim Strom brauche es zudem eine „europäische Infrastruktur ohne nationale Hürden“, so der IHS-Chef. (APA)

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