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(Böses) Blut in Alaska: Wenn Moschusochsen Menschen in Gefahr bringen

1,50 Meter hoch, 400 Kilo schwer, spitzes Gehörn: Moschusochsen sind wehrhaft.
1,50 Meter hoch, 400 Kilo schwer, spitzes Gehörn: Moschusochsen sind wehrhaft. T. Ulrich/classicstock/getty Images
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Moschusochsen, die einst ausgerottet und dann wieder angesiedelt wurden, haben erstmals einen Menschen getötet.

Curtis trug stolz die Polizeiuniform und diente den Menschen in Alaska 13 Jahre lang. Er war ein stolzes Mitglied der Gemeinschaft von Nome.“ Mit diesen Worten würdigte seine Behörde in „The Nome Nugget (Alaska‘s Oldest Newspaper)“ am 13. Dezember 2022 ihren Mitarbeiter, der einer Attacke von Moschusochsen zum Opfer gefallen war, als er seine Schlittenhunde vor ihnen schützen wollte. Das war die jüngste Wendung in der Geschichte zweier Bewohner der eisigen Einöde, von denen die einen die anderen „die mit Haut wie ein Bart“ nannen, er trifft es besser als unser Name: Sie sind keine Ochsen und produzieren keinen Moschus, sie sind Abkömmlinge von Ziegen, und der Urin der Männchen riecht zur Brunst moschusähnlich.

Ihre Ahnen habe vor langen Jahren – die Schätzungen reichen von 200.000 bis 500.000 – den Weg aus Sibirien über die in der Eiszeit trockene Beringstraße nach Nordamerika gefunden – den gleichen, den die Menschen vor 14.000 Jahren einschlugen –, sie passten sich mit ihren Fellen an die Unwirtlichkeit an, und auch mit ihrer Lebensweise: Die in Herden lebenden Tiere gehen mit ihrer Energie sorgsam um, bewegen sich wenig. Und wenn Gefahr droht, durch Bären und Wölfe, bilden sie einen Kreis um die Jungen, außen die Männchen mit ihren 1,50 Meter Schulterhöhe und bis zu 400 Kilo Gewicht, dann die etwas kleineren Weibchen, beide haben so kräftige wie spitze Hörner (denen auch Worland zum Opfer fiel).

Gegen Gewehre half ihre gegen Wölfe bewährte Verteidigung nicht, sie wurden ausgerottet

Diese Verteidigung war lange wirksam, aber 1847 kamen Walfänger nach Alaska, sie brachten neue Waffen mit, Gewehre. Mit denen waren die Moschusochsen um 1890 ausgerottet, die „New York Times“ bedauerte es 1923 als „eine der Tragödien unserer Generation“. Damals gab es Pläne, die Tiere wieder anzusiedeln, um den Schutz der Natur bzw. einer Art ging es dabei allerdings nicht, um den der Menschen und ihrer Rechte auch nicht. Sondern um Fleisch für den Rest der USA und darum, aus der „nutzlosen Einöde“ mit Moschusochsen „ein produktives Land“ zu machen. So stand es 1918 in einem Bericht des Gouverneurs von Alaska an den US-Senat, es dauerte noch bis 1930, bis der 40.000 Dollar für das Projekt genehmigte, nicht gefragt wurden die Indigenen, für die ihr Land so nutzlos nicht war.

Aber woher die Tiere nehmen? Sie waren fast auf der ganzen Erde ausgerottet, einen größeren Bestand gab es nur in Grönland. Dort wurden Jungtiere gefangen – man schoss dazu die verteidigenden Alten ab –, sie kamen nach Norwegen, von dort nach New York, dann per Bahn nach Seattle, dann wieder per Schiff nach Alaska.

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