Wissenschaft

Esel: Gottgefällige Graue

Nicht nur n Äthiopien, wo sie domestiziert wurden, sind sie heute noch als Reit- und Lasttiere unabdingbar.
Nicht nur n Äthiopien, wo sie domestiziert wurden, sind sie heute noch als Reit- und Lasttiere unabdingbar. Amanuel Sileshi / Afp Via Getty Images
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Am Palmsonntag spielte der Esel eine tragende Rolle, die hat er heute noch in vielen Regionen der Erde. Trotzdem sind seine Bestände bedroht.

Freut euch, ihr Menschen auf dem Berg Zion, jubelt laut, ihr Einwohner von Jerusalem! Seht, euer König kommt zu euch! Er ist gerecht, und er bringt euch Rettung. Und doch kommt er nicht stolz daher, sondern reitet auf einem Esel, ja auf dem Fohlen einer Eselin.“ So sah es der Prophet Sacharja kommen (9: 9-10), und als es eingetreten war, nahmen es die Jünger Matthäus (21, 6) und Johannes (12, 14) in ihrer Schilderung des Einzugs in Jerusalem auf, auch der Esel behielt seine tragende Rolle, er steht für die Volksnähe des Reiters, der nicht auf hohen Rossen sitzt und diese zudem zügeln will: Er „beseitigt“, noch einmal Sacharja, „die Streitwagen, die Schlachtrosse und alle Waffen“.

Aber ganz so eindeutig ist das Reittier nicht: Auf ihm saßen auch die Eliten, und zwar war Salomon bei Friedensmissionen auf einem Esel unterwegs, aber Abschalom zog auf einem in die Schlacht (2. Samuel 18). Zudem findet sich auf der 4500 Jahre alten „Standarte von Ur“, einem verzierten Holzkasten, ein Streitwagen, der von Equidae gezogen wird. Zu der Familie gehören Pferde und Esel, aber mit bloßem Auge sind die Zugtiere nicht zuordenbar, man wusste nur, dass sie „Kungas“ hießen. Identifiziert wurden sie erst 2022 durch Andrew Bennet (Paris) mit Genanalysen alter Knochen, sie waren Kreuzungen von domestizierten Hauseseln (Equus asinus asinus) und wilden Syrischen Halbeseln (Equus hemionus), sie waren die ersten Hybriden – Kreuzungen von Arten – überhaupt (Science Advances 8, eabm02118)..

Domestiziert wurden Esel in Äthiopien, dort gibt es heute noch die meisten erdweit.

Viel später erst kamen Kreuzungen mit Pferden – zu Maultieren (Pferdestute/Eselshengst) und Mauleseln (umgekehrt), beide können sich nicht reproduzieren, weil Pferde und Esel unterschiedliche Chromosomenzahlen haben -, vor allem die römischen Armeen nutzten sie in großem Stil – Schätzungen gehen auf eine halbe Million in der Zeit des Augustus –, nicht zum Kämpfen, sondern zum Transport, in dieser Funktion nutzt das Militär sie bis heute, vor allem in Gebirgen, auch das Bundesheer hält Esel.

Ansonsten schlug ihre frühe Wertschätzung um in ihre Verhöhnung als stupide und störrisch. Ersteres ist nicht wahr – Esel übertreffen in manchen intellektuellen Leistungen Pferde, etwa bei der Orientierung im Raum (Animal Cognition 16, S. 301) -, und Letzteres hat seinen guten Grund (wozu später), aber die Ignoranz schlug auch auf die Wissenschaft durch, sie widmet dem Esel kaum Aufmerksamkeit, die Erforschung seiner Eigenheiten wird fast nur von der britischen Eselschutzorganisation Donkey Sanctuary betrieben.

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