Mein Freitag

Am besten sollte der Karpfen eine Forelle sein

APA / AFP / Kazuhiro Nogi
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Was der Teich über den Alltag sagt, und warum man nicht auf dem Flachdach turnen sollte.

Diesmal ging es um die Frage, ob man lieber der Karpfen im Teich oder der Fisch im Ozean wäre, was schon von der Fragestellung nicht korrekt war, heißt es doch in der englischen Redewendung, ob man lieber „a big fish in a small pond“ oder „a small fish in a big pond“ sei, also zweimal Fisch und zweimal Teich. Niemand in der Runde wollte dann natürlich zugeben, gern der Karpfen sein zu wollen, noch dazu in einem trüben Gewässer mit viel Schlamm. Alle wollten Fische im Ozean sein und bunt und frei im Meerwasser herumflitzen.

Eine Kollegin erinnerte sich mit Schaudern daran, dass ihr Vater einmal den größten Karpfen des Waldviertels für Weihnachten heimgebracht hatte. Er passte nicht ganz ins Backrohr, und die Gräten hatten die Größe von Bleistiften. Diese Geschichte lenkte aber von der Urfrage ab, die einem der Alltag ja gar nicht selten stellt: Ist man etwa lieber im Fitnesscenter die einzige ungelenke Person mit weitem T-Shirt (auf dem so etwas wie „Happy“ steht) unter gestählten und spärlich bekleideten Schönheiten oder die fitteste Person im Turnsaal einer Volksschule bei der abendlichen Rückengymnastik? Also der Karpfen. Eine Berühmtheit im Dorf oder die Unbekannte in der Stadt?

So richtig kam das Gespräch nicht in Gang. Denn einige turnen daheim zu Onlinevideos und entkommen so der Fischfrage. Die Tochter eines Kollegen ermunterte ihn übrigens unlängst zu einem Onlinekurs, was aber misslang. „Da war so eine Hübsche auf einem Flachdach“, erzählte er, und das Setting hätte ihn total abgelenkt. Außerdem ist es nicht einfach, auf dem Rücken zu liegen und gleichzeitig ein Video anzuschauen. Er geht jetzt wieder in die Rückengymnastik.

Wenn der Karpfen eine Forelle ist und der Teich ein Stausee, dann sind doch einige lieber der größere Fisch.

E-Mails: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

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