Mein Samstag

Osterhasen zum Trinken

Clemens Fabry
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Dass man einem Schokohasen isst, war für mich als Kind undenkbar. Kein einziger meiner Hasen durfte auch nur ausgewickelt werden.

Ich habe ja mehr nur so aus der Ferne zugeschaut, aber: Alle Fastenden dürfen sich fast auf der Zielgeraden fühlen. Sollten Sie auf Alkohol, Kaffee oder Zucker verzichtet haben (oder, Gott bewahre, auf alle drei Dinge zusammen), ist die Osterjause zum Füllen des Koffein-Alkohol-Zucker-Vakuums schon in Blickweite.

Vielleicht mit einem österlichen Drink, der mir neulich untergekommen ist: ein Baileys Espresso Martini, der also mit viel Ei (zum ohnehin sehr eierreichen Fest) und noch mehr Zucker (zum ohnehin sehr schokoladigen …) den Kalorienverbrauch noch einmal ankurbeln wird.

Hase ohne Ohren

Spannend ist vor allem die Art, wie dieser Drink serviert wird: in Schoko-Hasen nämlich, denen dafür mit einem angewärmten Messer die Ohren abgeschnitten werden, damit man das Getränk mit Strohhalm aus den hohlen Hasen trinken kann. Ganz ideal scheint mir das optisch auf Kinder ausgerichtete Setting für ein alkoholreiches Koffein-Getränk nicht zu sein, aber bestimmt lassen sich auch alkoholfreie Kindergetränke aus so einem ohrenlosen Hasen schlürfen.

Dass man einem Schokohasen die Ohren abschneidet oder ihn generell isst, war für mich als Kind übrigens undenkbar. Kein einziger meiner Hasen durfte auch nur ausgewickelt werden, alle wurden im Kinderzimmer aufgereiht. (Bei den Nikoläusen war ich gnadenloser). Einmal hat die Mama in einer Heißhunger­attacke einen meiner Schokohasen gegessen und dann panisch ein optisch deckungsgleiches Modell, das sie anderweitig verschenkt hatte, zurückbeordert, damit ich den Hasen-Eklat nicht bemerke. (Habe ich auch nicht, die Causa wurde mir Jahre später gestanden.)

Die großen Hasen bleiben übrig

Heute bin ich osterhasentechnisch nicht mehr so rücksichtsvoll, meist bleiben sie aber trotzdem übrig, weil man zuerst die Dragee-Eier und Fondant-Hennen aus dem Nest herausnascht und den großen Hasen aufhebt. Bis man ihn dann überhaupt vergisst. Dass unser alle Jahre wieder treu gebackenes Osterlamm stets übrig bleibt, liegt aber nicht daran, dass wir es verschonen wollen. Sondern an der kompletten Übersättigung durch die Osterjause davor, selbst ohne Schokohasen-Martini. In diesem Sinne: Eine schöne Karwoche!

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

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