Forschungsfrage

Warum sagen wir vieles durch die Blume?

Imago / Imagebroker/oleksandr Latkun
  • Drucken

Die Blumen sprießen nicht nur im Frühling, sondern auch in der Kommunikation. Eine Wissenschaftlerin über Formen und Gründe.

Man stelle sich folgende Situation vor: Freunde sind zum Abendessen auf Besuch, es wird getrunken, es wird gelacht. Und es wird spät. Irgendwann sind die Gastgeber müde. Doch anstatt zu sagen: „Bitte geht nach Hause“, wird herumgedruckst, gegähnt, der Tisch abgeräumt oder ein blumiges „Ich bin schon sehr müde“ gemurmelt.

Warum wir in solchen Situationen nicht unverblümt mit der Wahrheit herausrücken, sondern bestimmte Aussagen verschlüsselt überbringen, erklärt die Slawistin Renate Rathmayr wie folgt: „Unangenehme Dinge werden gern verpackt, um das Gegenüber nicht zu verletzten. Außerdem ist es viel einfacher, dem zuzustimmen, was sich eine andere Person wünscht, anstatt abzulehnen.“ Auch kann es sich um einen kulturell antrainierten Akt der Höflichkeit handeln – ein Spezialgebiet der WU-Wien-Professorin. Sie weiß: Es gebe viele Möglichkeiten, Nein zu sagen, und in Österreich sei man besonders kreativ. „Da werden Floskeln verwendet, wie ,Ich tue mein Möglichstes‘ oder ,Ich muss das mit meinen Geschäftspartnern besprechen‘ sowie informell das beliebte ,Schau’ ma mal‘. Ebenso beenden wir Gespräche, die uns nicht mehr interessieren, eher durch die Blume, etwa mit ,Ich muss leider los, besprechen wir das ein andermal‘.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.