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Terrorismus-Forscher Neumann: „Recht große“ Terrorgefahr in Westeuropa

Archivbild. Schon zu Weihnachten und den Jahreswechsel gab es in Köln etwa hohe Sicherheitsvorkehrungen wegen Sorge vor Terroranschlägen.
Archivbild. Schon zu Weihnachten und den Jahreswechsel gab es in Köln etwa hohe Sicherheitsvorkehrungen wegen Sorge vor Terroranschlägen.Imago / Christoph Hardt
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Peter Neumann sieht eine „riesige Mobilmachung“ von Jihadisten in ganz Westeuropa. Der ISPK, der Islamische Staat in Zentralasien, komme als ambitionierter Terror-Ast noch dazu, sagte der Terrorismus-Experte dem Deutschlandfunk.

Der Terrorismusexperte Peter Neumann sieht eine „recht große“ Terrorgefahr in Deutschland und Westeuropa. Seit dem Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober gebe es eine riesige „Mobilmachung von Islamisten, von Jihadisten überall in Westeuropa“, sagte Neumann am Montag im Deutschlandfunk. In Deutschland seien drei oder vier Anschläge verhindert worden.

Nun käme zusätzlich „der ISPK, also dieser Ableger des Islamischen Staats in Afghanistan, Zentralasien“ dazu, der „sehr ambitioniert und aggressiv auch Anschläge im nichtmuslimischen Ausland versucht, darunter auch in Westeuropa“. Die Gruppe Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) hat ihren Ursprung in Afghanistan. Khorasan steht für eine historische Region in Zentralasien, die Teile von Afghanistan, Usbekistan, Turkmenistan und Tadschikistan sowie vom Iran umfasste. Das seien einige Gefahren, die hier zusammenkämen, „wo ich sage, die größte, aktuelle terroristische Bedrohung in Deutschland, in Europa, ist jetzt wieder von der islamistischen, von der dschihadistischen Seite“, sagte Neumann.

Publizist Peter Neumann, Professor für Sicherheitsstudien, leitet das „International Centre for the Study of Radicalisation“ am King‘s College London.
Publizist Peter Neumann, Professor für Sicherheitsstudien, leitet das „International Centre for the Study of Radicalisation“ am King‘s College London.Imago / Horst Galuschka

Schmaler Grat zwischen Bewusstseinsbildung und Panik

Für die Politik sei es immer eine schwierige Balance, die Menschen darauf hinzuweisen, dass eine derartige Gefahr tatsächlich existiere und zugleich die Menschen nicht unnötig in Unruhe zu versetzen. Der deutschen Bundesregierung bescheinigt Neumann dabei, ausgewogen vorzugehen. „Ich glaube, die Bundesregierung kriegt das aktuell ganz gut hin.“ Den Sicherheitsbehörden müsse man natürlich auch dafür gratulieren, dass sie so viele von den Anschlagsplänen verhindert hätten. Vergangene Woche etwa hatte es in Thüringen zwei Verhaftungen von mutmaßlichen IS-Anhängern gegeben, und um die Weihnachtszeit hatte es rund um Anschlagspläne auf den Kölner Dom Verhaftungen gegeben.

Insgesamt aber würden die „Einschläge“ häufiger, sagte Neumann weiter. Seit Beginn des Gaza-Kriegs Anfang Oktober habe es in Europa acht versuchte terroristische Anschläge von jihadistischer Seite gegeben. Im gesamten Jahr 2022 seien es in ganz Europa sechs versuchte derartige Angriffe gewesen, sagte Neumann unter Berufung auf Europol.

ISPK, eine „recht professionelle Gruppe“

Der Terrorismusexperte verwies zugleich darauf, dass es jüngst zu einem Wechsel in der Herangehensweise von Terroristen gekommen sei. In den vergangenen Jahren habe man häufig Einzeltäter gesehen - Anhänger des IS, die Propaganda im Internet konsumiert und dann auf eigene Initiative etwas unternommen hätten. Nun komme mit dem ISPK wieder eine organisierte Gefahr hinzu - „eine recht professionelle Gruppe“, die auch wieder in der Lage sei, Netzwerke zu organisieren. Das mache diese Gefahr noch mal stärker. (APA/dpa)

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