Gibt es die eine, unbestreitbare Wahrheit – oder doch nur Teilwahrheiten? Hirokazu Kore-edas starker neuer Film „Die Unschuld“ plädiert für Letzteres, mit einer Geschichte über Mobbing, die aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird.
„Wo Rauch ist, ist auch Feuer“: So lautet ein altes Sprichwort, mit dem auf die Evidenz bestimmter Urteile gepocht wird. Am Anfang von Hirokazu Kore-edas jüngstem Film „Die Unschuld“ steht ein Haus in Flammen, am Ende tobt ein Monsunregen. Physikalisch betrachtet sind Brände und Wolkenbrüche objektiv: Alle Figuren im Film sehen das brennende Haus und erleben den Sturm. Doch was diesen Ereignissen vorausging, zerfällt im Drehbuch von Yûji Sakamoto in mehrere subjektive Wahrnehmungen, die weit auseinanderliegen.