Stichwort Laus

Es laust nicht nur der Affe

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Seine Kontaktfreudigkeit nehmen wir dem flügellosen, blutsaugenden Insekt übel, das derzeit die Nutzer von Öffis besorgt. Immerhin bereichert es die Sprache.

Kann man irgendetwas Nettes sagen über dieses gar nicht possierliche Tierchen? Vielleicht dass es sich gut reimt, auf Haus und aus und Maus, und deshalb in Kindergedichten vorkommt. Wie ein zweites, ebenso aufdringliches, flügelloses und blutsaugendes Insekt: der Floh. Wobei es als besonders verwerflich gilt, einen solchen einem Mitmenschen ins Ohr zu setzen.

Apropos: Vena laus amoris paxi trux piscoris. An diesem pseudolateinischen Spruch erfreuen sich Gymnasiasten, vor allem, wenn er durch akuten Läusealarm aktuell ist. (Auflösung für jene, die ihn nicht kennen: siehe unten.) Seine Wirkung bezieht er auch aus dem Gleichklang mit dem lateinischen Wort für Lob. Wirklich verwandt sind die beiden Wörter nicht: Die Laus, die bis ins Mittelhochdeutsche noch Lus (mit langem u) hieß, zählt verbal wohl zum indogermanischen Urbestand, plagte real schon die ersten westwärts ziehenden Bauern.

Die Sprache bereichert sie bis heute, von Gegenmitteln wie Läusekamm und Lausrechen bis zum Lausbub – der im Grimm’schen Wörterbuch noch negativer konnotiert ist als heute. Sein Pendant im alten Österreich war nicht das Lausmädchen, sondern „das Lausmensch“. Selten geworden ist auch die „G’wandlaus“ (nicht: Quantlaus) für einen Menschen, der einem quasi auf den Pelz rückt.

Wie eine Reminiszenz ans Entertainment der 1980er mag der erschrockene Ausruf „Mich laust der Affe!“ klingen, er geht aber auf das 19. Jahrhundert zurück, als manche Gaukler auf Jahrmärkten einen Affen mit sich führten. Die Tiere dürften so oft auf Zuschauer gesprungen sein und ihre Kopfhaare abgesucht haben, dass daraus ein Sprichwort wurde.

Luther führt in seiner Sprichwortsammlung die Fügung „ein laus ym grind“ an, wobei Grind damals ungefähr dasselbe geheißen hat wie heute, also Krätze und im weiteren Sinn Unreinheit. Diese rufschädigende Assoziation macht zusätzlich zum Juckreiz den Lausbefall unangenehm. Wenn eine Laus am Ohr ist, lässt sie sich jedenfalls leicht packen und zerdrücken, bis sie gar, also hin ist.

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