Nachgefragt

Schokolade und ein Kalender: Was in den Goodie Bags der Polizisten enthalten war

Am Dienstagabend klärte das Innenministerium auf: In den Goodie Bags waren eine Schokolade und ein Kalender enthalten.
Am Dienstagabend klärte das Innenministerium auf: In den Goodie Bags waren eine Schokolade und ein Kalender enthalten.Clemens Fabry
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Wiener Polizisten kamen ins Gerede, weil sie vom offiziellen Russland Geschenksackerl erhielten. Am Dienstagabend klärte die Landespolizeidirektion Wien schließlich auf. Doch was kann und sollte in solchen Goodie Bags eigentlich drinnen stecken?

Es war sicher ein seltsames Bild, das sich den Menschen am Abend des 17. März vor der russischen Botschaft bot. Mehrere Wiener Polizisten verließen das Gebäude mit Geschenksackerln, auf denen gut sichtbar ein russisches Logo prangte. Die Beamten waren dort anlässlich der russischen Präsidentschaftswahl im Einsatz gewesen. Dienstrechtlich sei es kein Vergehen, hieß es nach Aufkommen des Falls seitens der Polizei. Allerdings sei der Eindruck ein unerwünschter.

Was drinnen war, wollte man anfangs nicht kommentieren. Nur so viel: Es waren „Gegenständen geringen Werts“. Dienstagabend entschied man sich seitens der Polizei dann doch um und stellte klar: In den Sackerln waren je eine Tafel Schokolade und ein Kalender enthalten. Auch entsprechende Fotos gibt es mittlerweile davon.

Die Tafel Schokolade, die in den Geschenksackerln drinnen war.
Die Tafel Schokolade, die in den Geschenksackerln drinnen war.beigestellt
Der Kalender, der verschwenkt wurde.
Der Kalender, der verschwenkt wurde.beigestellt
Das Sackerl mit dem Logo, das Aufmerksamkeit erregte.
Das Sackerl mit dem Logo, das Aufmerksamkeit erregte.beigestellt

Soweit der Anlass-Fall. Tatsächlich ist die Gabe eines kleinen Give-aways bei Veranstaltungen durchaus üblich. Und damit kann in solchen Goodie Bags auch alles Mögliche drinnen stecken. Von Werbeprospekten bis zu sündteuren Hautcremes. Die mögliche Bandbreite sei dabei enorm und reiche „von Flyern und Werbebroschüren über CDs und Beauty Artikel bis hin zu Urlauben in Schweizer Chalets“, sagt Theresa Langmann, Account Director der Agentur PR International, die mit den beliebten Geschenkstaschen regelmäßig zu tun hat.

Sex Toys im falschen Umfeld

Ziel der Goodie Bags sei es eigentlich, die Lebenswelt der anwesenden Zielgruppe zu erreichen. „Sie sind ein schöner Weg, den Gästen nach einem gelungenen Event für Zuhause eine Erinnerung mitzugeben“, so Langmann auf Nachfrage der „Presse“. Auch, um sie vielleicht schon auf eine Leistung oder eine kommende Veranstaltung aufmerksam zu machen. Allerdings wird das wohl nicht immer so lehrbuchartig umgesetzt.

Langmann kennt Goodie Bags, die mehr „Mistkübel“ als hübsches Give-away waren. Etwa, wenn sie mit tonnenschweren Büchern, Unterlagen und Flyern gefüllt waren, die die Empfänger sowieso nur mühsam nachhause transportieren hätte können. Auch von abgelaufenen Produkten, Produkte „die Kopfkratzen verursachen“ oder „Sex Toys im falschen Umfeld“ weiß sie zu erzählen.

2000 Euro Gesichtscreme als Body Lotion verwendet

Freilich geht es auch umgekehrt. Dass Gäste gar nicht wussten, was für wertvolle Geschenke sie in den Händen hielten. So soll es durchaus schon einmal vorgekommen sein, dass eine Empfängerin so eines Sackerls die darin enthaltene Gesichtscreme im Wert von 2000 Euro als Body Lotion verwendet hat und beim Wunsch, diese „Body Lotion“ nachzukaufen, aus allen Wolken gefallen ist, weil sie diese zum Hydrieren ihrer Beine verwendet hatte.

Ein etwas genauerer Blick aufs Geschenk hätte sich auch jener Frau empfohlen, die plötzlich ungewollt mit roten Haaren dastand, weil sie die Beschreibung für das tönende Haarpflegeprodukt nicht genau durchgelesen hatte. Auch den Wert von in solchen Bags enthaltenen Parfums sollte man sich ansehen. Sonst gibt man vielleicht zu sorglos einen 700-Euro-Duft an jemanden anderen weiter.

Mit Damenspenden lässt sich Geld verdienen

Denn mit hochwertigen Goodie Bags lässt sich definitiv Geld verdienen. Dazu reicht ein kurzer Blick ins Internet. Dort werden die bei Bällen allseits beliebten „Damenspenden“ gerne angeboten. Auf Willhaben kann man derzeit etwa den am diesjährigen Opernball verschenkten Kristall-Ohrclip von Swarovski kaufen. Was vielleicht auch einige Menschen in Anspruch nehmen dürften. Immerhin sorgte die Tatsache, dass nur ein Ohrclip am Opernball verschenkt wurde und nicht zwei, schon bei einigen Gästen für Unmut (wenngleich die Sache modisch natürlich so gedacht war).

Abschätzen, was angemessen ist

Grundsätzlich sind Goodie Bags „schlichtweg Werbemittel“ und aus dem Werbe- und Promotionsbudget werden sie auch meistens finanziert, sagt Langmann. Limits, was den Inhalt betrifft, gebe es in dem Sinn nicht, beziehungsweise müsse die jede Organisation für sich (und ihre Gäste) selbst definieren. „Es ist ein Abschätzen von Angemessenheit“, sagt Langmann. Auch in Bezug darauf, „welche Werte ein Unternehmen oder eine Institution vertritt“. Immerhin müsse man auch als Unternehmen vermeiden, den Anschein von Korruption zu erwecken, selbst wenn man sich im gesetzlichen Rahmen bewegt.

Die teuerste Goodie Bag, die Langmann kennt, ist jedenfalls jene der Oscars. Sie soll heuer einen Wert von 164.000 Euro gehabt haben. Darin enthalten: Der anfangs erwähnte Urlaub in einem Schweizer Chalet, außerdem unter anderem ein Mini-Klapptisch von Hermès, ein Infrarotgrill, Popcorn mit Champagnergeschmack oder ein Weinkühlschrank.

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