Psychologie

Mitgefühl entsteht im Laufe des zweiten Lebensjahres

Soziale Interaktion ist wichtig für die Entwicklung.
Soziale Interaktion ist wichtig für die Entwicklung. Imago / Anastasiya Amraeva
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Ab einem Alter von etwa 18 Monaten empfinden Kinder Mitgefühl für andere. Das zeigt eine entwicklungspsychologische Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Wie empathisch Kinder reagieren, hängt demnach aber von der Feinfühligkeit ihrer Bezugspersonen ab.

Bereits mit 18 Monaten zeigen Kinder Mitgefühl für andere. In diesem Alter ließen sie in einer Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München durch ihre Mimik oder durch Äußerungen erkennen, dass sie vom Leiden eines anderen Menschen berührt werden, wie aus einer Mitteilung der Hochschule vom Dienstag hervorgeht. „Um Mitgefühl zu erfahren, muss das Kind zwischen dem Selbst und der anderen Person unterscheiden können“, sagt Markus Paulus, Entwicklungspsychologe und Hauptautor der Studie.

Feinfühligkeit der Bezugsperson entscheidend

Je feinfühliger die Mütter in der Studie auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingingen, desto besser waren die Kinder schon im zweiten Lebensjahr in der Lage, mit Fremden Mitgefühl zu zeigen. Mitgefühl wird also sozial erworben. „Ein Kind könnte nicht überleben ohne feinfühlige Bezugspersonen, die mitfühlend handeln. Die Kinder lernen von ihnen, mit negativen Emotionen umzugehen. Dadurch sind sie in der Lage, das später selbst auch anzuwenden“, so Markus Paulus.

Um Mitgefühl zu erfahren, muss ein Kind den Forschenden zufolge zwischen seinem Selbst und einem anderen Menschen unterscheiden können. Diese Fähigkeit entsteht erst im Laufe des zweiten Lebensjahres. Sie lässt sich zum Beispiel auch daran beobachten, dass Kinder sich im Spiegel erkennen. Schon davor lassen sich Kleinkinder von den Gefühlen anderer anstecken, etwa bei Trauer oder Angst. Diese emotionale Ansteckung sei der erste Schritt hin zum Mitgefühl.

Für die Studie beobachtete das Team von Forschenden 127 Mutter-Kind-Paare über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren bei Verhaltensexperimenten. Zu vier unterschiedlichen Zeitpunkten wurden in spielerischen Situationen Zeichen des Mitgefühls der Kinder erfasst. Dabei beobachteten die Kinder, wie sich eine andere Person leicht anstieß und Schmerzen empfand. Verglichen wurde die Reaktion der Kleinen mit ihrem Verhalten, wenn sie sahen, wie eine andere Person lachte. (APA/red)

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