Gewalt im Netz

Gewalt und Mobbing ständige Begleiter für Kinder

Imago / Xun_shux
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Jedes sechste Kind im Schulalter wird Opfer von Cybermobbing, das zeigt eine aktuelle Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO. Mit fatalen Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit.

Es sind alarmierende Zahlen und sie zeigen eins: Kinder sind im Internet nicht sicher. So sind sie ständig in Kontakt mit verstörenden Inhalten, aber auch oder gerade deswegen sind sie untereinander nicht nett zueinander: Etwa jedes sechste Schulkind im Alter von elf bis 15 Jahren ist online gemobbt worden. Das zeigt eine aktuelle Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO. Dies ist ein deutlicher Anstieg in den letzten Jahren: „Dieser Bericht ist ein Alarmsignal, das uns nötigt, gegen Gewalt vorzugehen, wann und wo sie entsteht“, betonte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge.

Der Anteil körperlicher Übergriffe blieb den Studienergebnissen zufolge mit elf Prozent nahezu stabil, er lag vier Jahre zuvor bei zehn Prozent. Die virtuellen Formen der Gewalt unter Gleichaltrigen nahmen demnach jedoch seit Beginn der Corona-Pandemie stark zu.

„Da junge Menschen bis zu sechs Stunden am Tag online verbringen, können selbst kleine Veränderungen der Mobbing-Raten tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden Tausender Menschen haben“, betonte Kluge. Laut der neuen Studie gaben 15 Prozent der Buben und 16 Prozent der Mädchen an, in den vergangenen Monaten mindestens einmal online belästigt worden zu sein.

Gemobbt und selbst der Mobber

Die Studie basiert auf Aussagen von knapp 280.000 Kindern und Jugendlichen in 44 Ländern in Europa, Zentralasien und Kanada. Die höchsten Raten von Cybermobbing wurden bei Buben in Bulgarien, Litauen, Polen und Moldau verzeichnet, die geringsten Anteile bei Buben in Spanien.

Einer von acht jungen Menschen räumte ein, selbst schon andere gemobbt zu haben. In fast allen Ländern waren elf Jahre alte Buben und 13 Jahre alte Mädchen am stärksten betroffen. Der Wohlstand der Eltern hatte nach der Studie keinen oder kaum einen Einfluss. Lediglich in Kanada waren Mädchen aus ärmeren Familien deutlich häufiger von Cybermobbing betroffen als Mädchen aus reicheren Familien.

„Es ist notwendig, der verschiedenen Formen von Gewalt unter Gleichaltrigen besser zu untersuchen“, heißt es in dem Bericht. Junge Menschen aber auch Familien und Schulen müssten besser über Cybermobbing und dessen Auswirkungen aufgeklärt werden. Zudem sollten Onlinedienste besser reguliert werden, um die Gefährdung dieses Phänomen zu begrenzen.

Manche Mobbingopfer leiden der Studie zufolge unter Kopf- und Bauchschmerzen bis hin zu Angstzuständen und Depressionen. Die Folgen spüren viele Betroffene auch noch Jahre später.

Gewaltinhalte nicht zu vermeiden

Wie die britische Medienbehörde Ofcom in einer anderen Studie festgestellt hat, können Kinder und Jugendliche es kaum vermeiden, mit verstörenden Inhalten in Kontakt zu kommen. Und viele kommen bereits in der Grundschule damit in Berührung. Jedes einzelne britische Kind, das für die Ofcom-Studie befragt wurde, hatte schon einmal gewalttätiges Material im Internet gesehen, von Videos lokaler Schul- und Straßenkämpfe, die in Gruppenchats ausgetauscht wurden, bis hin zu expliziter und extremer grafischer Gewalt, einschließlich bandenbezogener Inhalte.

Die Kinder wussten, dass in den Tiefen des Internets noch extremeres Material verfügbar war, hatten es aber nicht selbst gesucht, so die Schlussfolgerung des Berichts.

Gill Whitehead, Ofcoms Direktorin der Gruppe für Online-Sicherheit, sagte: „Kinder sollten nicht das Gefühl haben, dass ernsthaft schädliche Inhalte - einschließlich Material, das Gewalt darstellt oder Selbstverletzung fördert - ein unvermeidlicher oder unvermeidbarer Teil ihres Online-Lebens sind.

„Die heutigen Forschungsergebnisse sind ein deutliches Signal an die Technologieunternehmen, dass es jetzt an der Zeit ist zu handeln, damit sie ihren Verpflichtungen zum Schutz der Kinder im Rahmen der neuen Online-Sicherheitsgesetze nachkommen können. Noch in diesem Frühjahr werden wir darüber beraten, wie wir von der Branche erwarten, dass sie dafür sorgt, dass Kinder ein altersgerechtes, sicheres Online-Erlebnis genießen können“.

Fast jedes führende Technologieunternehmen wurde von den von Ofcom befragten Kindern und Jugendlichen erwähnt, aber Snapchat und Metas Apps Instagram und WhatsApp wurden am häufigsten genannt. (stein)

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