Oper

Staatsoper: Eine Rusalka voller Leidenschaft

Corinne Winters als Nixe Rusalka.
Corinne Winters als Nixe Rusalka.Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
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Die Wiederaufnahme von Dvořáks Märchenoper brachte viele Rollendebüts. Corinne Winters überzeugte in der Titelpartie mit intensiver Darstellung und starken Höhen.

Was Wunder, dass Rusalka hier wegwill: In Sven-Eric Bechtolfs Inszenierung, die 2014 Premiere hatte und am Ostersonntag fast ausschließlich Rollendebüts brachte, ist die Teichwelt ein karger, beschneiter Rohbau. Eine Nicht-Atmosphäre hat Bühnenbildner Rolf Glittenberg geschaffen, weil sich Bechtolf wenig für das Zauberhafte und Poetische von Antonín Dvořáks „lyrischem Märchen“ interessiert.

Nun stellte sich darin Corinne Winters erstmals am Haus in der Titelrolle vor. Ihre Rusalka ist geheimnisvoll und abgründig, vor allem aber berührend unsicher. Gar nicht so sehr, wenn sie die Hexe Ježibaba (mächtig, aber zu wenig dämonisch: Okka van der Damerau) um Hilfe bittet, wobei ihr kindliches Hüpfen vor Freude, dass sie von ihr Beine bekommen hat, wenig überzeugend war. Sondern vor allem im zweiten Akt beim Prinzen (dort ja stumm), wo sie in ihrer intensiven Darstellung die Angst in den Vordergrund stellte. Zu Selbstbewusstsein kam ihre Rusalka erst wieder, als sie durch ein großes Fenster zurück in die Welt ihres Vaters flüchtete. Dem Schicksal, das sie nun erwartet, ging sie erhobenen Hauptes entgegen.

Ihre ganze Leidenschaft legte Winters auch in ihre Stimme, herrlich fließend ihr „Lied an den Mond“. Wenngleich die Mittellage etwas weniger potent ist, überzeugte mit sehr starken Höhen. Dies tat ihr Adam Palka gleich, der erstmals den Wassermann verkörperte: in vollem Saft steht seine Stimme, durchdringend und zugleich geschmeidig. Zu nobel, auch in der Stimmfärbung, gab sich Pavel Černoch als Prinz. Zurückhaltend setzte er seinen Tenor ein, auch wenn man ihm abnahm, wie sehr ihn Rusalka verzaubert.

Dass er sich von einer derart dominanten Fürstin, wie sie Eliška Weissová (ebenfalls ein Rollendebüt) präsentierte, nicht komplett einschüchtern ließ, verwunderte. Weissová hob sich in der stimmlichen Gestaltung stark von den anderen ab, man merkte ihr die Wagner-Erfahrung fast ein wenig zu sehr an.

Bei aller fehlenden Atmosphäre in der Szenerie ist Bechtolfs Inszenierung doch funktionell. Wirklich störend war einzig das Slapstick-Tänzerpaar, das die Angst vor der Hochzeitsnacht in eine verulkende Choreografie packte, die hier ein Fremdkörper ist. Auch warum die Elfen nach dem Tod des Küchenjungen Freude daran haben, ihre Hände mit Blut zu beschmieren, blieb unklar.

Mehr als wettgemacht wurde die szenische Kargheit durch Tomáš Hanus Dirigat, das die Partitur in ihrer ganzen Farbenpracht präsentierte. Differenziert ließ er Dvořáks Kompositionen mal majestätisch schreiten, mal zauberhaft schwelgen. Wo Schärfe nötig ist, brachte er auch diese ein. So wurde der souverän gestaltete musikalische Part zum Höhepunkt der Aufführung.

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