Ein Vorschlag des französischen Büros XTU Architects für ein Post-Öl-Szenario auf einer Bohrinsel. 
Ausstellung

Die Zukunft der Energie: Design als Klimalobby

Auch die Energiewende braucht Ausdruck und Form: Eine neue Ausstellung zeigt, was das Design dafür leistet.  

Energie allein ist per se schon ziemlich gestaltlos. Umso mehr brauchen abstrakte Konzepte Ausdruck und Form, die den Planeten retten könnten: die Energiewende etwa. Das Design kann sie ihnen verleihen. Mit Gefühlen und Stimmungen gelingt es ihm ja auch. Seit den 1970er-Jahren bekommt etwa eine Energietechnologie relativ wenig Wohlwollen ab: die Atomkraft. Die Ablehnung hatte sogar ein Gesicht: eine lachende Sonne auf gelbem Grund, eine dänische Designerfindung von Anne Lund, wie Designhistoriker und -kurator Jochen Eisenbrand erzählt. So einige Protestplakate hat er auch für eine aktuelle Ausstellung im Vitra Design Museum zusammengetragen: „Transform! Design und die Zukunft der Energie“ heißt sie.

„Sunne“ ist eine solarbetriebene Leuchte von Marjan van Aubel und simuliert das Sonnenlicht. 
„Sunne“ ist eine solarbetriebene Leuchte von Marjan van Aubel und simuliert das Sonnenlicht. Marjan van Aubel Studio

Vielleicht aber wäre der Protest gegen die Atomkraft gar nicht so laut und nachhallend ausgefallen, wenn auch die Energiewirtschaft und die Politik das Design besser genützt hätte – eben für ihre Zwecke: dafür, um Akzeptanz zu erzeugen. Denn gerade das ist eine der Paradedisziplinen der Gestaltung, Design ist ein Kraftwerk der Sympathie-Erzeugung. Vor allem auch für Technologien, die einem noch nicht ganz geheuer sind. Design ist so etwas wie Lobbying-Arbeit für gesellschaftliche Anliegen und Umwälzungen – vulgo: Transformationen. Auch wenn sie eben „Energiewende“ heißen. „Design soll ja auch vermitteln zwischen neuen Technologien und den Nutzern und Nutzerinnen, mögliche Energie-Zukünfte visualisieren“, sagt Jochen Eisenbrand Aber noch etwas gehört laut ihm dazu: mit „spekulativem Design“ die Energie- und Konsumgewohnheiten zu hinterfragen. Oder das Unsichtbare manifest zu machen. Noch besser: spürbar. Das erledigt die Ausstellung sicherheitshalber gleich am Anfang. „Dort wollen wir auch die Diskrepanz vermitteln, wie viel Energie Menschen generieren können und wie viel sie verbrauchen“, sagt Eisenbrand. Wer will, darf im ersten Raum selbst Energie produzieren. Mit dem Fahrrad. Für eine Minute warm duschen ist man da schon ziemlich lang unterwegs. Der erste Aha-Moment von vielen mehr.

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