Prozess

15-Jährige während berufspraktischer Tage überfallen: Bankräuber verurteilt

Der Mann musste sich am Wiener Landesgericht verantworten.
Der Mann musste sich am Wiener Landesgericht verantworten.CHROMORANGE / Weingartner via www.imago-images.de
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Der Mann bedrohte das Mädchen und forderte Geld. Er wurde nicht rechtskräftig zu zehn Jahren Haft verurteilt. Er war geständig und gab an, die Tat zu bereuen.

Eine 15-Jährige ist am 9. Februar 2024 während ihrer berufspraktischen Tage in einer Bankfiliale in Wien-Landstraße von einem Bankräuber überfallen worden. Plötzlich stand ein maskierter Mann mit einer schwarzen Kappe vor ihr und einem Angestellten und richtete eine Pistole auf sie. „Ich hatte sehr viel Angst. Ich dachte, ich könnte sterben und werde jetzt erschossen“, schilderte das Mädchen später der Polizei, der am Mittwoch am Landesgericht verhandelt wurde.

Die 15-Jährige musste dabei nicht als Zeugin aussagen. Das Gericht entsprach dem Wunsch ihres Vaters. Dieser zeigte sich sehr besorgt über die psychischen Folgen der Tat zeigte und seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, seine Tochter werde nicht dauerhafte psychologische Betreuung benötigen. Um das Mädchen nicht weiter zu belasten und weil der Angeklagte umfassend geständig war, konnte auf ihre Einvernahme verzichtet werden.

„Alles Geld her!“

Beim Angeklagten handelte es sich um einen 35-jährigen Polen, den man wohl als Berufskriminellen bezeichnen kann. Er wurde wegen Raubes in seiner Heimat bereits zu fünf Jahren, in Deutschland zu sechs Jahren Haft verurteilt. Erst im November 2023 wurde er nach Verbüßung seiner letzten Haftstrafe aus einem Gefängnis entlassen. Ein Schöffensenat (Vorsitz: Christian Gneist) verhängte nun für den jüngsten Überfall über ihn eine zehnjährige Freiheitsstrafe. Das war dem Mann zu viel, er meldete dagegen Strafberufung an. Die Staatsanwältin gab vorerst keine Erklärung ab. Das Urteil ist somit nicht rechtskräftig.

Er sei wieder kriminell geworden, weil in Polen sein Gehalt gepfändet worden sei, schilderte der Angeklagte in seiner Einvernahme. Nach Wien sei er deshalb gefahren, „weil ich ein bisschen Deutsch spreche und es nicht weit ist“. Vor seiner Abreise besorgte er sich eine täuschend echt aussehende Softair-Pistole, die von einer Original-Walther PPK kaum zu unterscheiden war. Er mietete sich einen Pkw an, mit dem er am Stadtrand von Wien zunächst einen Baumarkt ansteuerte, wo er von einem geparkten Auto die Kennzeichen abnahm und diese auf sein Fahrzeug montierte. Dann suchte er mit einem Navigationsgerät eine günstig gelegene Bankfiliale, parkte das Auto davor, zog sich eine Sturmmaske über und schritt mit den Worten „Das ist ein Überfall! Alles Geld her, schnell!“ zur Tat.

„Ein verlorener, aber kein schlechter Mensch“

„Ich wollte keine Menschen umbringen. Aber ich wollte mit meinen Forderungen ernst genommen werden. Damit keiner Widerstand leistet, hatte ich die Airsoft“, gab der 35-Jährige vor Gericht an. Rund 25.000 Euro bekam er aufgrund der gezückten Waffe ausgehändigt, kam damit aber nicht weit. Er konnte im Zug einer Großfahndung von der Polizei festgenommen werden, da Zeugen beobachtet hatten, wie er in das unweit von der Bankfiliale abgestellte Fluchtfahrzeug gestiegen war.

In seinem Schlusswort kam der 35-Jährige auf seine angeblichen gesundheitlichen Probleme - er soll an einer bipolaren Störung und ADHS leiden - zu sprechen: „Ich bin ein armer Mensch. Meine Schwachstelle sind Emotionen, die ich nicht kontrollieren kann. Ich habe keinen starken Willen und deswegen habe ich ständig Probleme.“ Er sei „ein verlorener, aber kein schlechter Mensch“, betonte er noch: „Ich sehe nicht so aus, bin aber auch eine sensible Person. Ich habe einen Fehler begangen und bereue es. Ich beende meine kriminelle Karriere. Ich habe heute mein Leben verloren und muss lange in Haft.“ (APA)

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