Konflikte

Maduro macht Tempo: Zwei Drittel Guyanas sollen bald zu Venezuela gehören

Ein Bild vom 3. April. Der venezolanische Präsident, Nicolás Maduro, zeigt eine Karte Venezuals, die Teile des Nachbarlands Guyanas beinhalten.
Ein Bild vom 3. April. Der venezolanische Präsident, Nicolás Maduro, zeigt eine Karte Venezuals, die Teile des Nachbarlands Guyanas beinhalten.APA / AFP / Jhonn Zerpa
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Ein Gesetz zur Schaffung eines neuen venezolanischen Teilstaats dürfte den Konflikt mit dem Nachbarn wieder anheizen. Ausgerechnet in einem ölreichen Gebiet in Guyana hat Venezuelas Präsident Maduro im Vorjahr ein umstrittenes Referendum durchführen lassen.

Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro hat ein Gesetz zur Schaffung eines neuen venezolanischen Teilstaates um die ölreiche Region Essequibo im Nachbarland Guyana verabschiedet. „Die Entscheidung, die das venezolanische Volk in dem konsultativen Referendum getroffen hat, wird in allen ihren Teilen erfüllt werden, und mit diesem Gesetz werden wir Venezuela auf der internationalen Bühne verteidigen“, sagte Maduro am Mittwoch (Ortszeit).

Anfang Dezember hatte Maduro in ganz Venezuela ein umstrittenes Referendum abhalten lassen, bei dem sich nach offiziellen Angaben 96 Prozent der Teilnehmer für den Anschluss von „Guayana Esequiba“ als venezolanischem Teilstaat ausgesprochen hatten.

„Innerhalb der Territorialpolitik“ Venezuelas

Mit dem Gesetz werde nun der 24. Teilstaat „innerhalb der Territorialpolitik“ Venezuelas errichtet, hieß es aus dem Präsidentenpalast. Die Bevölkerung dieses Gebiets werde außerdem in Venezuelas nächstem Parlament, das 2025 gewählt wird, mit einem Abgeordneten vertreten sein. Zudem sieht es „die Bereitstellung und Bildung einer Hohen Kommission des Staates und des Landes zur Verteidigung von Guayana Esequiba“ vor. Dies lässt wieder Befürchtungen aufkommen, dass Venezuela in die Region einmarschieren und einen Krieg auslösen könnte.

Der Streit um das von Venezuela beanspruchte Gebiet im Westen Guyanas schien sich zuletzt beruhigt zu haben, nachdem sich beide Präsidenten vor einem Monat bei einem Gipfel der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten die Hände schüttelten und sich Geschenke übergaben. „Friede und Liebe“, sagte Maduro seinem Amtskollegen Irfaan Ali.

Grenezen bestehen seit 1899

Venezuela erhebt seit langem Anspruch auf das rohstoffreiche Gebiet, das etwa zwei Drittel des Nachbarlandes umfasst. Die derzeitigen Grenzen wurden 1899 in einem Schiedsspruch eines Tribunals in Paris festgelegt, den die USA und Großbritannien veranlasst hatten. Venezuela beruft sich auf ein Abkommen mit Großbritannien von 1966 - wenige Monate, bevor die damalige Kolonie Britisch-Guayana unabhängig wurde. Dieses sah eine Verhandlungslösung des Disputs vor. Der Internationale Gerichtshof (IGH) befasst sich auf Antrag Guyanas mit dem Fall, Venezuela lehnt dessen Zuständigkeit jedoch ab - und hat dies auch in dem nun verabschiedeten Gesetz verankert.

Vor Guyanas Küste wurden 2015 immense Ölvorkommen entdeckt. Das bescherte dem englischsprachigen Land - bisher eines der ärmsten Südamerikas - mittlerweile das weltweit größte Wirtschaftswachstum. (APA/dpa)

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