Kämpfe

Miliz greift Revolutionsgarden an: Mindestens 27 Tote nach schweren Gefechten im Iran

Ein Bild vom 3. April. Irans oberster religiöser Führer, Ayatollah Ali Khamenei beim Gebet nach einem Treffen mit führenden Militärs und Politikern nach israelischen Luftangriffen auf ein iranisches Botschaftsgebäude in Syrien.
Ein Bild vom 3. April. Irans oberster religiöser Führer, Ayatollah Ali Khamenei beim Gebet nach einem Treffen mit führenden Militärs und Politikern nach israelischen Luftangriffen auf ein iranisches Botschaftsgebäude in Syrien.Imago / Iranian Supreme Leader's Office
  • Drucken

Eine militante Gruppe namens Jaish al-Adl hat einen Großangriff auf Stützpunkte der Revolutionsgarden im Süden des Landes gestartet. Das iranische Regime spricht von einem „vereitelten Terrorangriff“.

Im Südosten des Irans haben Militante einen Großangriff auf Stützpunkte der mächtigen Revolutionsgarden (IRGC) verübt. 16 Angreifer und 11 Sicherheitskräfte seien getötet worden, berichteten die staatlichen Nachrichtenagenturen IRNA und Tasnim am Donnerstag. Die Attacken erfolgten in der Nacht auf Donnerstag auf Militäreinrichtungen in den Städten Rask und Chahbahar der Provinz Sistan und Baluchistan. Die Rede war von einem „vereitelten Terrorangriff“.

Auf Videos des staatlichen Rundfunks waren Schusswechsel bei Straßengefechten zu sehen. Sicherheitskräfte hätten die Städte am Donnerstagmorgen jedoch wieder unter Kontrolle gebracht, berichteten iranische Medien weiter. Staatsmedien zufolge sollen die Angreifer sich zwischenzeitlich auch in Wohngebieten verschanzt und Geiseln genommen haben. In den sozialen Medien wurde auch nach Tagesanbruch noch über Gefechte mit schwerem Geschütz berichtet.

Unabhängigkeitsgruppe bekennt sich zu Angriff

Die militante Gruppe Jaish al-Adl reklamierte den Angriff für sich. Sie kämpft nach eigenen Angaben für Unabhängigkeit im Südosten des Irans. Bereits vor wenigen Monaten war die Stadt Rask Schauplatz von Gefechten zwischen der Gruppe und Irans Sicherheitskräften. Auf ihrem Telegram-Kanal gab Jaish al-Adl an, mindestens sechs Militäreinrichtungen angegriffen zu haben. Sie rief die Bewohner der Region auf, in ihren Häusern zu bleiben.

Unabhängig überprüfen ließen sich die Informationen aus der Provinz nicht. Jaish al-Adl, eine sunnitische Rebellengruppe, hat ihre Angriffe im vergangenen Jahr intensiviert. Die meisten Bewohner der Provinz folgen der sunnitischen Strömung des Islam, im Gegensatz zur schiitischen Staatsreligion. Die USA und der Iran haben die Gruppe als Terrororganisation eingestuft.

Mitte Jänner hatten Irans Revolutionswächter Stellungen der militanten Gruppe im Nachbarland Pakistan beschossen, wo sich ihre Rückzugsgebiete befinden sollen. Dies führte vorübergehend zu einer schweren Verstimmung zwischen Teheran und Islamabad. (APA/dpa)

Die iranische Terrormiliz Jaish al-Adl

Die militante, sunnitisch-islamistische Gruppierung Jaish al-Adl hat im vergangenen Jahr ihre Angriffe im Südosten des Irans intensiviert. Als selbst ernannte „Armee der Gerechtigkeit“ kämpft sie nach eigenen Angaben für Unabhängigkeit in der iranischen Provinz Sistan und Baluchistan. Jaish al-Adl ist 2012 aus der ebenfalls sunnitischen Rebellengruppe Jundallah („Gottessoldaten“) hervorgegangen. Die USA und der Iran haben die Gruppe als Terrororganisation eingestuft.

Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner der Provinz Sistan und Baluchistan folgen der sunnitischen Strömung des Islam, im Gegensatz zur schiitischen Staatsreligion. Immer wieder gibt es Konflikte zwischen den beiden islamischen Ausrichtungen. Jaish al-Adl ist auch in der pakistanischen Südwestprovinz Beluchistan aktiv. Die ärmliche Grenzregion zwischen dem Iran und Pakistan ist immer wieder Schauplatz gewaltsamer Auseinandersetzungen. Auch Drogenkriminalität ist ein Thema.

Im Juli 2023 wurden bei einem Anschlag auf eine Polizeiwache im Südiran sechs Menschen getötet. Irans Staatsmedien machten die Gruppe Jaish al-Adl verantwortlich. Bei einem weiteren Angriff zwei Wochen später starben vier Polizisten.

Im Dezember haben Angreifer bei einem Anschlag auf ein Polizeipräsidium in der südiranischen Stadt Rask elf Polizisten getötet. Laut der Nachrichtenagentur Tasnim bekannte sich Jaish al-Adl zu dem Anschlag.

Im Jänner zielten iranische Raketenangriffe auch auf pakistanisches Gebiet. Die Attacke habe der Separatistengruppe Jaish al-Adl gegolten, berichtete die Tasnim. Zwei wichtige Stützpunkte der Extremisten seien zerstört worden. In der Folge kam es zu Spannungen zwischen dem Iran und Pakistan. Das pakistanische Militär griff seinerseits Extremisten auf iranischem Territorium an.

Zuletzt nahm Jaish al-Adl Stützpunkte der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) ins Visier. Bei den Attacken in den Städten Rask und Chahbahar der Provinz Sistan und Baluchistan kamen mehr als 20 Menschen ums Leben.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.