Studie

Größte Verschlechterung seit Finanzkrise: Weltweite Zahlungsmoral sinkt deutlich

Die weltweite Zahlungsmoral hat sich im vergangenen Jahr laut einer Studie so stark verschlechtert wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr. (Symbolbild)
Die weltweite Zahlungsmoral hat sich im vergangenen Jahr laut einer Studie so stark verschlechtert wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr. (Symbolbild)IMAGO/Artur Widak
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Der Zeitraum zwischen Rechnungslegung und deren Bezahlung ist einer aktuellen Studie zufolge um drei auf nunmehr 59 Tage gestiegen. Der Anstieg sei damit fast doppelt so hoch ausgefallen wie 2022, die Zahlungsmoral so schlecht wie zuletzt 2008.

Die weltweite Zahlungsmoral hat sich im vergangenen Jahr laut einer Studie so stark verschlechtert wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr. Der Zeitraum zwischen Rechnungslegung und deren Bezahlung sei um drei auf nunmehr 59 Tage gestiegen, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung des Kreditversicherers Allianz Trade hervorgeht. Der Anstieg sei damit fast doppelt so hoch ausgefallen wie 2022.

Deutsche Unternehmen bleiben demnach aber weiterhin zuverlässige „Schnellzahler“: Sie begleichen Rechnungen im Schnitt nach 54 Tagen, ein Anstieg von 0,8 Tagen. Auch Firmen in den Niederlanden und Skandinavien zahlen schneller als der weltweite Schnitt. In Frankreich, Italien und Spanien sowie im asiatischen Raum werden die Rechnungen im Durchschnitt deutlich später beglichen.

Indikator für Zahlungsausfälle

„Je länger Unternehmen auf ihr Geld warten müssen, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Rechnung gar nicht bezahlt wird“, sagte der Chef von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Milo Bogaerts. „Insofern ist die Zahlungsmoral ein wichtiger Indikator für potenzielle Zahlungsausfälle und damit Vorbote für Insolvenzen.“ Deutsche Unternehmen hätten zwar immer noch eine vergleichsweise gute Zahlungsmoral. Dennoch erwartet Bogaerts, dass die Zahl der Insolvenzen in der Bundesrepublik im laufenden Jahr um 13 Prozent steigen wird.

Die Rentabilität gilt als wichtigster Einflussfaktor auf das Zahlungsverhalten in Europa. Sie wirkt sich der Studie zufolge stärker aus als die Finanzierung oder der Konjunkturzyklus. In diesem Zusammenhang könne eine Verlangsamung der globalen Nachfrage im Jahr 2024 in Verbindung mit weiterhin hohen Betriebskosten die Voraussetzungen für eine weitere Verschlechterung der Zahlungsbedingungen schaffen, insbesondere in Europa.

„Ein Rückgang der Rentabilität um nur einen Prozentpunkt könnte die Zahlungsfristen um über sieben Tage verlängern“, sagte Ano Kuhanathan, Head of Corporate Research bei Allianz Trade. „Angesichts der drohenden Rentabilitätseinbußen im Jahr 2024 sollten sich europäische Unternehmen auf längere Zahlungsfristen einstellen.“ (APA/Reuters)

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