Pflanzen

Balkongärtnern: Ein bisschen Selbstversorger?

Um Orangen zu ernten, braucht es am Balkon viel Sonne. Wenn der Balkon eher ein Schattendasein fristet, sollte man Spinat und Salat pflanzen.
Um Orangen zu ernten, braucht es am Balkon viel Sonne. Wenn der Balkon eher ein Schattendasein fristet, sollte man Spinat und Salat pflanzen.Stefan Tomic (getty image)
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Dort, wo sonst Petunien und Geranien blühen, kann auch Essbares wie Salate, Paradeiser oder Spinat gepflanzt werden. Fürs ganz autarke Leben im städtischen Raum reicht es wohl nicht.

Biogemüse aus eigenem Anbau – das geht auch in der kleinen Stadtwohnung mit Balkönchen. Damit die Ernte reich ausfällt, sollten jedoch ein paar Punkte geklärt werden. Etwa die auf dem Balkon herrschenden Licht- und Windverhältnisse, wie Katja Batakovic von dem Umweltberater Natur im Garten rät: „Pflanzen wie Salate und Spinat können bei zu viel Hitze und Sonne, sprich auf Süd- und Westbalkonen, leichter auswachsen. Paradeiser, Paprika und Chili schätzen jedoch beides.“ Generell brauchten Pflanzen, die Früchte ansetzen, auch mehr Sonne. Gleiches gilt für mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Thymian oder Lavendel.

Zu starker Wind wiederum könnte hohe Pflanzen umwerfen, bei großblättrigen Pflanzen bestehe die Gefahr, dass die Blätter zerfetzt werden. „Ist der Balkon diesbezüglich exponiert, sollte man lieber zu Buschparadeisern und spitzblättrigem Spinat oder Kräutern greifen.“

Basilikum und Paradeiser teilen sich gern den Topf

Wer einen Südbalkon besitzt und sich nicht unbedingt zu den Sonnenanbetern zählt, kann Pflanzen in den Schatten anderer setzen: Basilikum und Paradeiser oder Stangenbohnen und Paprika teilen sich gern den Topf. Und: Mit einer solchen Mischkultur könne der vorhandene Platz besser genützt werden, erklärt Mara Müller vom Verein Arche Noah. Man sollte jedoch Pflanzen mit ähnlichem Wasser- und Nährstoffbedarf kombinieren. Mediterrane Kräuter geben sich etwa mit wenig davon zufrieden. Grünkohl wiederum sei ein typischer Starkzehrer, sagt die Umweltpädagogin. Übrigens: Auch saisonale Früchte – von Erdbeeren über Heidelbeeren bis zu Mini-Kiwis – fühlen sich auf Balkonen durchaus wohl.

Mehr düngen, mehr gießen, größer denken

Grundsätzlich wachse beispielsweise auf Terrassen und Veranden alles, was man auch im Garten pflanzen kann, meint Batakovic. Man müsse nur mehr düngen und gießen und bei der Wahl der Gefäße eine Nummer größer denken, da in größeren Töpfen die Feuchtigkeit länger anhalte und der Temperaturausgleich leichter sei. Außerdem gilt es, den Wurzelraum zu kennen. Gibt es doch Flachwurzler wie Salate, die unter der Erde einen großen Radius brauchen, und andererseits Tiefwurzler wie Paradeiser. „Nur wenn die Wurzeln ausreichend Platz haben, kann sich die Pflanze gut entwickeln“, weiß Müller. Um mehr ernten zu können, empfiehlt es sich, in „die dritte Dimension“ zu gehen. Das können Regale sein, auf denen die Töpfe stehen, oder spezielle Vertikalbeete, bei denen die Beete um 45 Grad nach vorn geneigt sind. „Es geht zum einen darum, dass die Pflanzen einander nicht das Licht wegnehmen, und zum anderen, dass sie ungehindert in die Höhe wachsen können“, beschreibt Batakovic.

Rücksicht sollte übrigens nicht nur auf die Bedürfnisse der einzelnen Pflanzen genommen werden, sondern auch auf die Nachbarn. Gießwasser tropft besser nicht auf den darunter liegenden Balkon, und falls Rankgitter oder Blumenkästen an Fassaden oder den Balkon-Außenwänden montiert werden, braucht es die Zustimmung des Hauseigentümers oder -verwalters.

Monatserdbeeren und Pflücksalat für die reiche Ernte

Um eine gute Ernte einzufahren, sollten künftige Balkongärtner außerdem zu Pflanzen greifen, die mehrere davon versprechen. Müller: „Pflücksalat kann laufend geerntet werden, Monatserdbeeren genauso.“ Alternativ sollten freiwerdende Plätze rasch wieder nachbesetzt werden. Biologischer Dünger wie Schafwollpellets oder Wurmkompost liefern die richtigen Nährstoffe. Unliebsame Bewohner wie Blattläuse können abgewischt oder mit Seifenwasser besprüht werden. Gegen Schnecken, die sich ohnehin selten auf Balkone verirren, empfehlen sich Kaffeesatz und zerstoßene Eierschalen.

Für die Selbstversorgung im engeren Sinn ist ein Balkon dennoch nicht geeignet. Wer mehr oder weniger autark sein will, muss laut Batakovic mit mindestens 25 Quadratmetern pro Person kalkulieren. Aber gerade beim Gärtnern auf kleinstem Raum gehe es eher darum, die Pflanzen kennenzulernen, ergänzt Müller.
 

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Tipp 1: Platz machen
Auf dem Balkon steht den Pflanzen weniger Nahrung zur Verfügung, darum sollte man mit größeren Töpfen und Gefäßen arbeiten. Wichtig ist auch, die Wurzeltypen zu beachten und horizontal bzw. vertikal Platz zu schaffen. Mit Vertikalbeeten können sie außerdem ungehindert in die Höhe wachsen und nehmen sich kein Licht weg.

Tipp 2: Auf Mischkultur setzen
In einer Mischkultur können sich die Pflanzen im Wuchs gegenseitig positiv beeinflussen und man spart Platz auf dem Balkon. Jedoch sollten nur Pflan­zen mit ähnlichem Wasser- und Nähr­stoff­bedarf kombiniert werden. Basili­kum passt hervorragend zu Gurken oder Tomaten, Erdbeeren gedeihen neben Spinat und Schnittlauch.

Tipp 3: Biodünger verwenden
Biologische Dünger wie Schafwollpellets und Wurmkompost helfen den Pflanzen beim Wachsen. Auch selbstgemachte Löwenzahnjauche, ein Eimer mit Regenwasser und kleingeschnittenen Pflanzen, der mind. zwei Wochen an einem sonnigen Ort stand, eignet sich verdünnt als Dünger und hält Schädlinge fern.

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