Typfrage

Introvertierte haben ihren Platz auf der großen Bühne

Vorbereiten für den Auftritt
Vorbereiten für den AuftrittImago / Markus Van Offern (mvo)
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Introvertierte werden oft als still und leise wahrgenommen. Doch sie können ihre „Silent Muscles“ für beruflichen Erfolg trainieren.

In der ersten Reihe zu stehen kostet sie viel Überwindung, eine Show abziehen ist schon gar nicht ihr Ding. Die Rede ist von den Introvertierten, Menschen, die als still und leise wahrgenommen werden. „Jeder Mensch aber besitzt beide Mechanismen, den der Extraversion sowohl wie der Introversion, und nur das relative Überwiegen des einen oder des anderen macht den Typus aus“, zitiert Ingeborg Kuca in ihrem neuen Buch „Stille Stärken – Introvertiert & beruflich erfolgreich“ den Schweizer Psychiater C. G. Jung.

Bei – wie es richtigerweise heißen muss – mehrheitlich introvertierten Menschen „ist die Aufmerksamkeit nach innen gerichtet“, sagt Business Coach und Autorin Kuca. Introvertierte entspannen bei einem guten Gespräch, Extrovertierte, indem sie sich etwa im Sport den Extrakick holen. Introvertierte arbeiten langsamer, gezielter, eine Aufgabe nach der anderen ab, Extrovertierte treffen rasche Entscheidungen, arbeiten an mehreren Aufgaben gleichzeitig. Introvertierte hören mehr zu als sie reden, bei Extrovertierten ist es umgekehrt.

Oder anders gesagt: Intro- und Extrovertierte unterscheiden sich in der Art der Stimulation, die sie brauchen, um gut arbeiten zu können. Der frühere Psychologie-Professor in Cambridge Brian Little spricht von „arousal“: Das Erregungsniveau in bestimmten Hirnbereichen sei bei introvertierten Menschen höher als bei extrovertierten. Ist es etwa in einem Meeting laut, erleben Introvertierte eine Reizüberflutung und brauchen eine Auszeit, um wieder auf das optimale Niveau zu kommen.

»Das leise Wissen in uns allen ist ein Schatz, der darauf wartet, entdeckt zu werden. Gemeinsam können wir diesen Schatz heben und die Welt durch unsere einzigartigen Perspektiven bereichern.«

Ingeborg Kuca

Autorin, Business Coach

Kuca will introvertierte Menschen unterstützen, ihre Stärken zu entfalten, sie will sie nicht verändern. Sie rät Introvertierten, die sich mitunter still und leise verhalten, „aber nicht still und leise sind“, ihre „Silent Muscles“ zu trainieren. In ihrem Buch zeigt sie in Romanform, wie Protagonistin Paulina, die introvertiert ist, mit Unterstützung beruflich erfolgreich sein kann. „Das leise Wissen in uns allen ist ein Schatz, der darauf wartet, entdeckt zu werden. Gemeinsam können wir diesen Schatz heben und die Welt durch unsere einzigartigen Perspektiven bereichern.”

Ingeborg Kuca

„Stille Stärken – Introvertiert & beruflich erfolgreich“

Buchschmiede
184 S., 16,50 Euro

Für das Training der „Silent Muscles“ hat Kuca ein Tool entwickelt, das sie im Buch beschreibt. Es geht darum, das angestrebte Ergebnis zu nennen und Treiber zu identifizieren. Und Fragen zu beantworten, etwa: Wie verhalte ich mich, wenn ich mein Ergebnis erreicht habe? Welchen Nutzen habe ich, wenn ich mein Ziel erreicht habe? Welche Kosten sind mit dem Ergebnis verbunden? Was möchte ich in meinem Projekt nicht bearbeiten? Wem fällt auf, dass ich mein Ergebnis erreicht habe? Was soll so bleiben, wie es ist?

Wie ein Fotoalbum

Kuca rät außerdem dazu, ein Erfolgstagebuch zu führen. Eine Mitschrift mit all den Dingen, die man jeden Tag geschafft und erreicht hat. Das helfe, sagt sie, sich auch die kleinen Erfolge leichter zu vergegenwärtigen und bewusst machen zu können. „Es ist wie ein Fotoalbum, in dem man die schönen Momente festhält und sich immer wieder gern ansieht.“ Das unterstütze den Lernprozess und das Training der „Silent Muscles“.

Für Introvertierte gibt es umgekehrt keinen Grund, neidisch auf die Extrovertierten zu blicken, weil sie permanent angehalten sind, an sich zu arbeiten und die eigenen Stärken zu fördern. Es gebe genug überwiegend extrovertierte Menschen, sagt Kuca, die ständig an sich arbeiten müssen, nicht immer überall mitzureden.

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