1929 - 2024

Britischer Physik-Nobelpreisträger Peter Higgs ist gestorben

Peter Higgs verstarb am Montag.
Peter Higgs verstarb am Montag.APA / AFP / Jonathan Nackstrand
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Peter Higgs sagte 1964 die Existenz eines Teilchens voraus, das anderen Teilchen ihre Masse verleiht. Es wurde erst 2012 nachgewiesen. 2013 erhielt Higgs den Nobelpreis. Nun ist er 94-jährig gestorben.

Zwölf Jahre ist es her, dass das Higgs-Boson endlich nach langer Suche am LHC-Teilchenbeschleuniger im Cern bei Genf entdeckt wurde: Dieses Elementarteilchen existiert viel kürzer als einen Augenblick (10-22 Sekunden), doch es war das letzte, das in der Standardtheorie der Teilchenphysik noch gefehlt hatte. Seine Existenz vorausgesagt hatte der britische Physiker Peter Higgs, geboren 1929 in Newcastle upon Tyne als Sohn eines Toningenieurs, schon im Jahr 1964. An ihn erinnerte man sich nun, 2012, und Reporter fragten ihn, wie er sich fühle: Er fürchte, dass sein ruhiges Leben nun ein Ende habe, sagte er. Tatsächlich: Im Jahr darauf, 2013, wurde Higgs für die Vorhersage des nach ihm benannten Teilchens mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet, gemeinsam mit dem Belgier François Englert, der ungefähr zur selben Zeit eine sehr ähnliche Theorie aufgestellt hatte.

Eigentlich war es ja ein Feld gewesen, das Higgs 1964 postuliert hatte: ein Feld, das überall im Universum ist und anderen Elementarteilchen ihre Ruhemasse verleiht. Das sei seine einzige originelle Idee gewesen, sagte Higgs später bescheiden: Sie hat sich bis heute gehalten.

Dass zu einem Feld ein Teilchen gehört, ist sozusagen normal in der Quantenfeldtheorie. Trotzdem war es mutig von Higgs, dessen Existenz klar vorauszusagen. Immerhin wurde es, inzwischen längst nach Higgs benannt, erst 48 Jahre später nachgewiesen. „Ich dachte nicht, dass es Zeit meines Lebens noch passiert“, sagte Higgs dem Wissenschaftsmagazin „New Scientist“ einmal: Die Lage habe sich aber geändert, als die großen Teilchenbeschleuniger gebaut wurden.

„God Particle“ mochte er nicht

Dass der Name „God Particle“, den sein Kollege (und ebenfalls Nobelpreisträger) Leon Lederman dem Teilchen scherzhaft gab, nachdem er zunächst „Goddamn Particle“ vorgeschlagen hatte, sich in populären Medien wirklich durchsetzte, war Higgs gar nicht recht. Als Atheist lehne er Vermischung von Religion und Wissenschaft ab, sagte er ganz ernsthaft.

Dass das massenerzeugende Teilchen seinen eigenen Namen trug, war Higgs allerdings auch nicht sympathisch. Er war der Ansicht, dass er damit mehr Ruhm bekomme, als ihm zustehe. Die Entwicklung der These sei wie die Entdeckung des Teilchens eine Gruppenleistung gewesen, sagte er. Nicht nur deshalb galt er, der als Kind unter Asthma gelitten hatte und anfangs von seiner Mutter unterrichtet wurde, als bescheiden und öffentlichkeitsscheu. Und als ein wenig exzentrisch. Er besitze weder Mobiltelefon noch TV-Gerät, erklärte er gern. Auf die Frage, ob ihm ohne Fernsehen nicht etwas von der Außenwelt entgehe, antwortete er einmal trocken, er betrachte Fernsehen nicht als Teil der Außenwelt, sondern als Artefakt.

Mit der Zeit gab Higgs immer seltener Interviews. Er beschäftige sich lieber mit Musik, Filmen und Büchern und vor allem mit seiner Familie, sagte eine Sprecherin der Universität Edinburgh, an der er den größten Teil seines Berufslebens verbracht hatte. Nun ist dieser große theoretische Physiker im Alter von 94 Jahren verstorben. (APA/dpa/tk)

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