Russland

Spielfilm aus Österreich läuft doch nicht bei Moskauer Filmfestival

Keglevic zeigte sich in einem Telefonat mit der APA am Dienstag überrascht, dass seine Verfilmung eines Romans von August Schmölzer in Moskau laufen wird.
Keglevic zeigte sich in einem Telefonat mit der APA am Dienstag überrascht, dass seine Verfilmung eines Romans von August Schmölzer in Moskau laufen wird.Die Presse/Clemens Fabry
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Peter Keglevic’ Romanverfilmung von „Am Ende wird alles sichtbar“ hätte am Moskauer Filmfestival gezeigt werden sollen. Der Produzent hat den Film nun zurückgezogen – weil er den Festivalpräsidenten recherchiert hat.

Die Meldung hatte am Mittwoch für einigen Wirbel gesorgt: Regisseur Peter Keglevic hatte durch eine Anfrage der Nachrichtenagentur APA erfahren, dass sein Film „Am Ende wird alles sichtbar“ Ende April am Moskauer Internationalen Filmfestival gezeigt werden sollte. Er und Produzent Wolfgang Rest hatten dem deutschen Weltvertrieb ihres Films freie Hand in Bezug auf Moskau gelassen. Doch nun hat Rest die Handbremse gezogen: Er habe den Weltvertrieb beauftragt, den Film zurückzuziehen, erklärte er am Dienstagabend. Die Entscheidung wird von Keglevic unterstützt.

Festivalpräsident gilt als Propagandist des Regimes

Den Ausschlag zu seiner Entscheidung hätten Recherchen über den Präsidenten des Festivals gegeben, begründete Rest. Der 78-jährige Filmregisseur Nikita Michalkow, der 1995 für den Spielfilm „Die Sonne, die uns täuscht“ mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, leitet das Moskauer Internationale Filmfestival (MMKF) seit 1999. Er gilt aber auch als ein zentraler Propagandist des Regimes von Präsident Wladimir Putin und förderte die Verwandlung Russlands in einen autoritären Staat insbesondere auch publizistisch. Für seine aktive Unterstützung des Angriffskriegs gegen die Ukraine wurde er im Dezember 2022 von der EU sanktioniert.

Die ursprüngliche Bereitschaft, den Film 2024 in Moskau zu zeigen, erklärte der Produzent mit dem Inhalt dieser Verfilmung eines Romans von August Schmölzer: In Film entledige sich ein Despot durch Denunziation und Mord seines Konkurrenten, mit Fake-News bringe er die Bevölkerung dazu, nach Krieg zu rufen. „Definitiv ist das ein Spiegel der russischen Verhältnisse“, kommentierte der Produzent, der sich wie Regisseur Keglevic klar gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine artikuliert hat.

Moskau war stolz auf Teilnahme

In Moskau war Anfang April die Teilnahme des österreichischen Films im Wettbewerbsprogramm des Festival dennoch nahezu als Erfolg präsentiert worden. Die Geografie des Wettbewerbs sehe ungeachtet von Intrigen und Sanktionen sehr gut aus, hatte die für die Auswahl mitverantwortliche Filmexpertin Jewgenija Tirdatowa bei einer Pressekonferenz erklärt. Dass „Am Ende wird alles sichtbar“ sowie die deutschen Filme „Martin liest den Koran“ von Jurijs Saule und „Schlamassel“ von Sylke Enders zwischen dem 19. und 26. April beim diesjährigen Festival liefen, begründete sie mit dem freundschaftlichen Verhältnis von deutschen Verleihern und Produzenten. Für den Weltvertrieb dieser Filme ist jeweils Media Luna New Films in Köln verantwortlich. (APA/Red.)

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