Biologie

Zum Lichte empor! Wie Pflanzen der Sonne folgen

Dass sie der Sonne folgen, sieht man mit bloßem Auge. Aber wie tun sie es?
Dass sie der Sonne folgen, sieht man mit bloßem Auge. Aber wie tun sie es? Luis Robayo AFP Getty Images
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Wie Pflanzen zur Sonne hin wachsen und manche ihr auch täglich folgen, blieb lange rätselhaft. Ganz geklärt ist es bis heute nicht.

Zum Golde? Ach was, zur Sonne dränget doch alles, zum Lichte empor, selbst die tun es, die keine Augen haben, die Pflanzen, ein von Ovid überlieferter Mythos überhöhte es zu verschmähter und doch gehaltener Liebe, der der Nymphe Klytie zu Apoll, der jeden Tag auf seinem Sonnenwagen durch den Himmel zieht. Er betrügt sie, sie tötet die neue Geliebte und setzt sich dann auf den Boden, neun Tage isst und trinkt sie nichts, dann ist sie eine Blume geworden „und wendet, obgleich von der Wurzel gehalten, immer dem Sol sich zu und bewahrt verwandelt die Liebe“ (Metamorphosen 4. Buch, 270).

Man sieht die Sonnenblume förmlich vor sich, aber die gab es nicht in Europa (sie kam später aus Amerika), und die ganze Geschichte stand quer zur Lehrmeinung, die noch Aristoteles folgte: Er hatte das Reich des Lebens in drei „Seelen“ gegliedert, ganz unten rangierten die „vegetativen“ der Pflanzen, die sich auf Ernährung und Reproduktion beschränkten, dann kamen die „sensitiven“ der Tiere mit Wahrnehmung und Bewegung, schließlich die dem Menschen vorbehaltenen „rationalen“: Pflanzen hatten nur eine „Nährseele“ ohne Empfindungen und Verlangen.

Das hielt sich bin in die Renaissance, als der Alchemist Thomas Browne in einem Experiment, das heute an jedem Küchenfenster unternommen wird, bemerkte, dass Pflanzen sich immer zum Fenster hin strecken, egal wie man ihren Topf dreht. Er sah die Abwendung von der „schlechten Luft“ des Innenraums dahinter, andere setzten bald auf die Temperatur, Charles Bonnet etwa auf „die Wärme der Sonne“.

Wahrgenommen wird das Licht statt mit Augen mit dem Stängel

Erst im 19. Jahrhundert kam das Licht, und am meisten in es brachte Charles Darwin, der 1880 mit seinem Sohn Francis beim Aufzeichnen der Bewegung von sprießendem Gras vor allem eines bemerkte: Wahrgenommen wird das Licht an den Sprossspitzen der Pflanzen, die Änderung der Wachstumsrichtung kommt aber unten in den Stängeln: Irgendetwas musste die Information transportieren („The Power of Movements in Plants“).

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