Sprechblase Nr. 537. Warum „Alles gut“ leider überhaupt nicht gut ist.
Den Amis machen wir Ösis gern (zu Recht) den Vorwurf, sie würden die Frage „How are you?“ nur so dahinsagen. Jetzt begeben wir uns mit einem Sager, der eine denkbare Antwort auf diese Frage ist, auf ein vergleichbares Niveau: Im Privaten wie im Business-Sprech wird das (hoffentlich ernst gemeinte) Interesse am Befinden des Gegenübers mit – Achtung, Sprechblase – „Alles gut“ beantwortet.
Da kann doch etwas nicht stimmen: Viele beklagen die (wirtschaftliche) Lage und dann soll „alles gut“ sein?
Nicht selten töten Sprachparasiten wie „Alles gut“ Gespräche oder verschlingen Nuancierungen, wie Maria K. und Andreas H. aus der Sprechblase-Leserinnenschaft monieren. „Lecker“ ist so ein Wort, das jedes köstlich/grauslich, süß/sauer etc. aufgefressen hat. Und dass das Wort „nachhaltig“ zu verwenden nicht innovativ ist – oder war es umgekehrt? –, ist auch alles andere als gut.
michael.koettritsch@diepresse.com
In der „Sprechblase“ spürt Michael Köttritsch, Leiter des Ressorts „Management & Karriere“ in der „Presse“, wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Management- und Business-Sprechs auf und nach.