„Tourists go home“

Hungerstreik gegen Massentourismus in Spanien

Der Unmut gegen den Massentourismus wächst, wie etwa hier in Barcelona zu sehen.
Der Unmut gegen den Massentourismus wächst, wie etwa hier in Barcelona zu sehen.APA / AFP / Josep Lago
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Im Vorjahr zählte Spanien so viele Touristen wie noch nie. Doch für Einheimische hat das schwerwiegende Auswirkungen. Nun ruft die Bevölkerung zu Großdemos gegen den eskalierenden Massentourismus auf. Auch Hungerstreiks sind angekündigt.

Spanien verzeichnete im letzten Jahr einen Rekord von über 85 Millionen Touristinnen und Touristen. Laut der Tourismusforschungagentur IPK sei Spanien das am stärksten frequentierte Reiseziel überhaupt. Besonders stark besucht werden die Regionen Katalonien, dessen Hauptstadt Barcelona, die Balearen und die Kanarischen Inseln. Und genau in diesen Regionen wächst der Unmut über den Massentourismus, insbesondere auf den Kanaren, wie der ORF berichtet.

Unter dem Namen „Die Kanaren haben genug“ haben sich demnach rund 20 Bürgerinitiativen zusammengeschlossen, um gegen die negativen Folgen des Tourismus zu protestieren. Erste Demonstrationen fanden vor dem Parlament in Madrid statt. Vor einer Kirche in La Laguna auf Teneriffa wollen ab Donnerstag rund zehn Aktivistinnen und Aktivisten auf unbestimmte Zeit in den Hungerstreik gehen.

„Einer der größten Proteste in der Geschichte der Region“ 

Die großen Demonstrationen sind für den 20. April angekündigt. Die Organisation plant „einer der größten Proteste in der Geschichte der Region“. Gefordert wird ein Baustopp für touristische Infrastruktur wie Hotels, die Einführung einer Übernachtungssteuer und eine bessere Regulierung von Ferienwohnungen. Außerdem brauche es eine Diversifizierung der Wirtschaft, um die Abhängigkeit vom Tourismus zu verringern.

Denn obwohl der Tourismus im Land auf Rekordniveau liegt, tatsächlich davon profitieren können nur wenige Einheimische. Denn die Arbeit im Tourismus sei schlecht bezahlt - was zusammen mit steigenden Lebenshaltungskosten zu zunehmender Armut führt. Immer mehr Menschen müssen auf den Straßen, in Autos oder Zelten leben, wie etwa die BBC berichtet. Besonders dramatisch sei dabei die Lage auf den Balearen.

Ibiza verzeichnete etwa im Vorjahr rund vier Millionen Touristinnen und Touristen. Die Wohnkosten für die 160.000 Einheimischen sind im selben Zeitraum um bis zu 50 Prozent angestiegen. Gleichzeitig herrscht Wohnungsnot auf der Insel. Unter Einheimischen wächst die Sorge, dass die Reisenden sie von den Inseln vertreiben könnten.

Die Politik ist indessen um Schadensbegrenzung bemüht. Etwa der kanarische Regionalpräsident Fernando Clavijo betonte, dass es notwendig sei, den Reichtum, der durch den Tourismus generiert wird, besser zu verteilen. Er begrüßte die Debatte darüber, warnte jedoch vor Aktionen gegen Besucherinnen und Besucher. Nachhaltige Lösungen für das Tourismusdilemma auf den spanischen Inseln bleiben jedoch weiter ausständig. (red.)

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