Mein Montag

Was der Löwenzahn mit Nasensekret gemeinsam hat

Mehr als einen Nasenrammel wert, wobei es da sprachlich schon Gemeinsamkeiten gibt.
Mehr als einen Nasenrammel wert, wobei es da sprachlich schon Gemeinsamkeiten gibt.Imago/Imagebroker/Dirk V. Mallinckrodt
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Über verschiedene Wege zu sagen, dass etwas sehr günstig oder sogar wertlos ist.

Woher, fragte kürzlich ein Leser, kommt eigentlich das Wort „Pappenstiel“, wenn man etwas sehr Günstiges kauft? Nun, die Etymologie ist nicht unwitzig. Pappenstiel war im Niederdeutschen zunächst die Bezeichnung für Löwenzahn. Auch als Pfaffenstiel oder Pfaffenplatte wurde diese Blume bezeichnet, weil die abgeblasenen Blütenstände an den Schädel eines „Pfaffen“ erinnern – wegen des bei manchen Mönchen charakteristischen Haarschnitts, der Tonsur.

Warum der Pappenstiel schließlich als Bezeichnung für etwas Wertloses verwendet wurde, hängt damit zusammen, dass er als ein Bild der Vergänglichkeit gilt – weil er eben so leicht abzublasen ist. Und das, was zurückbleibt, nämlich der abgeblasene Stiel, galt als schlicht wertlos. Die Redewendungen „Das kostet nur einen Pappenstiel“ oder „Das ist keinen Pappenstiel wert“ lassen sich so also recht eindeutig herleiten. (Wobei es auch die Deutung gibt, dass ein Pappelstiel ein Stiel aus weichem und brüchigem Pappelholz ist, was ein damit gefertigtes Werkzeug wertlos macht.)

Nun kennt und versteht man den Pappenstiel zwar in Wien, doch so richtig einheimisch fühlt sich der Begriff dann doch nicht an. Was daran liegen mag, dass es ein wunderbares Äquivalent gibt – den Nasenrammel. Dieser Begriff für getrockneten Nasenschleim setzt sich zusammen aus der – no na ned – Nase und Rammel, der sich vom mittelhochdeutschen rāme herleitet, was für Schmutz oder schwarze Masse steht.

Man braucht nicht viel Fantasie dafür, dass ein solcher Nasenrammel bei einer Versteigerung bei Sotheby’s wohl keinen allzu hohen Preis erzielen würde. Und so ist die Redewendung „Das kost’ an Nasenrammel“ die passende Entsprechung zum Pappenstiel. Ob die Redewendung, dass man noch Geld flüssig hat, auch etwas mit der Nase zu tun hat? Vermutlich nicht, aber die Assoziation ist trotzdem nicht unwitzig …

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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