Chronologie

Der lange Konflikt zwischen Israel und dem Iran

Ein Bild vom 15. April 2024 auf dem Valiasr-Platz im Zentrum von Teheran. Auf Arabisch steht auf einem Plakat: „das Versprechen des ehrlichen Menschen“ und auf Persisch „Israel ist schwächer als ein Spinnennetz“.
Ein Bild vom 15. April 2024 auf dem Valiasr-Platz im Zentrum von Teheran. Auf Arabisch steht auf einem Plakat: „das Versprechen des ehrlichen Menschen“ und auf Persisch „Israel ist schwächer als ein Spinnennetz“.APA / AFP / Atta Kenare
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Bis zur Islamischen Revolution 1979 hegten Israel und der Iran freundschaftliche Beziehungen. Der Oberste Führer des Irans, Ayatollah Ali Khamenei, bezeichnete Israel 2009 in einer Rede Israel als „gefährlichen und tödlichen Krebs“.

Der Iran hat am Wochenende seine Drohung wahr gemacht und erstmals Israel direkt angegriffen - nicht über Stellvertreter wie die Hisbollah-Miliz im Libanon oder die Houthi-Rebellen im Jemen. Hintergrund ist ein Israel zugeschriebener Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus. Israel hat eine Verantwortung für den Angriff, bei dem sieben teils ranghohe Offiziere der iranischen Revolutionsgarden starben, weder bestätigt noch bestritten.

Vielfach wird eine Eskalation befürchtet. Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran reicht bereits Jahrzehnte zurück. Die beiden Staaten sind die erbittertsten Feinde in der Region und haben eine lange Geschichte von Schattenkriegen und heimlichen Angriffen zu Land, zu Wasser, in der Luft und im Cyberspace. Eine Chronologie.

1979

Der pro-westliche und von den USA unterstützte Machthaber im Iran, Mohammad Reza Schah Pahlavi, wird im Zuge der Islamischen Revolution gestürzt. Der Schah bestieg 1941 den Thron und sah den 1948 gegründeten Staat Israel als Verbündeten an. Nach der Revolution gründet der aus dem französischen Exil zurückgekehrte Ayatollah Ruhollah Khomeini die Islamische Republik Iran. Von nun an ist die Feindschaft gegen Israel Gebot.

1982

Israels Militär marschiert im nördlichen Nachbarland Libanon ein. Dort entwickelte sich die Hisbollah („Partei Gottes“) während des Bürgerkrieges 1975 bis 1990 von einer kleinen schiitischen Gruppe zu einer einflussreichen Größe über den Libanon hinaus. Die iranischen Revolutionsgarden gründen 1982 die Hisbollah-Miliz, um ihre Islamische Revolution zu exportieren. Ziel ist es auch, das israelische Militär wieder zurückzudrängen. Israel betrachtet die Miliz schließlich als den gefährlichsten Gegner an seinen Grenzen.

1983

Die vom Iran unterstützte Hisbollah vertreibt mit Selbstmordattentaten westliche und israelische Streitkräfte aus dem Libanon. Im November fährt ein mit Sprengstoff vollgepacktes Auto in das Hauptquartier des israelischen Militärs. Israel zieht sich später aus großen Teilen des Libanons zurück.

1992 und 1994

In diesen beiden Jahren kommt es in Buenos Aires zu Selbstmordanschlägen auf die israelische Botschaft sowie auf ein jüdisches Zentrum. Dutzende Menschen kommen ums Leben. Argentinien und Israel werfen dem Iran und der Hisbollah vor, hinter den Attentaten zu stecken. Beide weisen jede Verantwortung zurück.

2002

Die Enthüllung, dass der Iran ein geheimes Programm zur Anreicherung von Uran betreibt, löst Befürchtungen aus, die Islamische Republik könne versuchen, eine Atomwaffe zu bauen. Der Iran bestreitet dies jedoch. Israel fordert harte Maßnahmen gegen die Führung in Teheran. Israel selbst wird international zu den faktischen Atommächten gezählt, hat den Besitz von Atomwaffen allerdings nie offiziell bestätigt. Das Land hat den Atomwaffensperrvertrag, der die Nichtverbreitung von Atomwaffen vorsieht, nicht unterzeichnet. Dies haben unter anderem auch Pakistan und Indien nicht getan, die aber solche Waffen offiziell besitzen.

2006

In einem monatelangen Krieg kämpft das israelische Militär gegen die Hisbollah im Libanon. Es kann die schwer bewaffnete Miliz jedoch nicht besiegen und zieht die Truppen ab.

2009

Der Oberste Führer des Irans, Ayatollah Ali Khamenei, bezeichnet in einer Rede Israel als „gefährlichen und tödlichen Krebs“. Chamenei ist seit dem Tod Khomeinis im Jahr 1989 das politische und religiöse Oberhaupt des Irans.

2010

„Stuxnet“, ein mutmaßlich von den USA und Israel entwickelter Computervirus, wird für einen Angriff auf die Urananreicherungsanlage im iranischen Natanz eingesetzt. Es ist der erste öffentlich bekannte Cyber-Angriff auf eine Industrieanlage.

2012

Der iranische Atomwissenschaftler Mostafa Ahmadi-Roshan wird in Teheran durch eine Bombe getötet, die ein Motorradfahrer an seinem Auto angebracht hatte. Die Behörden machen Israel für den Anschlag verantwortlich.

2018

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu begrüßt den Rückzug der USA unter Präsident Donald Trump aus dem Atomabkommen mit dem Iran. Jahrelang hatte Netanjahu gegen das internationale Abkommen gekämpft. Trumps Entscheidung nennt er „einen historischen Schritt“.

Im Mai erklärt Israel, es habe die iranische Militärinfrastruktur in Syrien angegriffen. Dort unterstützt der Iran im Bürgerkrieg zusammen mit Russland Präsident Bashar al-Assad. Iranische Streitkräfte hatten von syrischem Boden aus Raketen auf die Golanhöhen abgefeuert. Diese strategisch wichtige syrische Hügelkette hatte Israel 1967 im Sechstagekrieg besetzt und 1981 annektiert - was international nicht anerkannt ist.

2020

Israel begrüßt die gezielte Tötung von General Qassem Soleimani durch einen US-Drohnenangriff in der irakischen Hauptstadt Bagdad. Soleimani war Kommandant der Al-Quds-Brigaden, einer Sondereinheit für Auslandseinsätze der mächtigen iranischen Revolutionsgarden. Der Iran schlägt mit Raketenangriffen auf irakische Stützpunkte zurück, in denen US-Truppen stationiert sind. Etwa 100 US-Soldaten werden verletzt.

2021

Der Iran macht Israel für die Ermordung von Mohsen Fakhrizadeh verantwortlich, der von westlichen Geheimdiensten als Drahtzieher eines geheimen iranischen Programms zur Entwicklung von Atomwaffen angesehen wurde. Die Regierung in Teheran hat derartige Ambitionen lange bestritten.

2022

US-Präsident Joe Biden und der israelische Premierminister Yair Lapid unterzeichnen eine gemeinsame Verpflichtungserklärung zur Ablehnung iranischer Atomwaffen. Damit demonstrieren die Verbündeten, die lange Zeit über die Diplomatie gegenüber dem Iran uneins waren, nun ihre Einigkeit. Diese Zusage ist Teil der „Jerusalem-Erklärung“, mit der Biden seinen ersten Besuch in Israel als Präsident krönt. Sie erfolgt einen Tag, nachdem er gegenüber einem lokalen Fernsehsender erklärt hat, er sei offen für den Einsatz von Gewalt gegen den Iran als „letztes Mittel“ – ein Schritt, um Israels Forderungen nach einer „glaubwürdigen militärischen Drohung“ entgegenzukommen.

2024

Bei einem mutmaßlichen israelischen Luftangriff auf das Gelände der iranischen Botschaft in Damaskus werden am 1. April sieben Offiziere der Revolutionsgarde getötet, darunter zwei ranghohe Kommandanten. Israel hat eine Verantwortung dafür weder bestätigt noch bestritten. Der Iran droht Israel mit Vergeltung. In der Nacht von 13. zum 14. April feuert der Iran mehr als 300 Drohnen und Raketen in Richtung Israel ab, die nach israelischen Angaben aber zu 99 Prozent abgefangen werden. (APA/Reuters)

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