Diplomatie

Bitterer Beigeschmack: Der Handschlag mit Diktatoren

Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel setzte beim Treffen mit Putin 2012 auf Diplomatie. 
Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel setzte beim Treffen mit Putin 2012 auf Diplomatie. AFP via Getty Images
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Wann war Ihr letzter Urlaub in einem autoritär regierten Land? Über Freundschaftsverträge, Handelsabkommen und den bitteren Beigeschmack im Umgang liberaler Demokratien mit Diktaturen. 

Das Problem stellt sich fast täglich, nicht nur für die Politik, auch für unseren Alltag. Die Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar etwa. Kaum jemand, der sich vor Beginn des Turniers nicht bemüßigt fühlte, Boykottaufrufe zu unterstützen. Fernsehanstalten und Sponsoren sollten sich ernsthaft überlegen, dafür auch noch Werbung zu machen. Jeder von uns könne ein Zeichen setzen, indem man die Spiele nicht anschaue oder keine Fantrikots erwerbe. Im Endeffekt wurden dann 17 Millionen Fernsehzuschauer allein in Deutschland registriert. Dass sich ihre Nationalmannschaft vor dem Auftaktspiel symbolisch den Mund zuhielt, um auf die Menschenrechte in dem umstrittenen Wüstenstaat hinzuweisen, wurde dann letztendlich als lächerlicher Moralismus verspottet.

Die Entscheidung, ob wir Produkte aus diktatorisch regierten Ländern kaufen, Urlaube dort verbringen oder Verfolgten helfen, stellt uns permanent auf die Probe. Und in der Regel reagieren wir halbherzig. Es bedurfte eines brutalen Zivilisationsbruchs, des Überfalls auf die Ukraine, um hier ein Umdenken hervorzurufen. Männerkumpaneien wie zwischen Wladimir Putin und Gerhard Schröder galten nun als inakzeptabel, der deutsche Sozialdemokrat wurde zum Nobody. Wie zum Ausgleich für vergangenes Wegsehen nahm der Boykott russischer Künstler hysterische Züge an.

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