Indonesien

Ruang ausgebrochen: Ins Meer stürzende Vulkanteile könnten hohe Flutwellen auslösen

Dieses vom „Center for Volcanology and Geological Hazard Mitigation“ am 17. April 2024 veröffentlichte Foto zeigt den Berg Ruang, der von Sitaro in Nordsulawesi aus heiße Lava und Rauch spuckt.
Dieses vom „Center for Volcanology and Geological Hazard Mitigation“ am 17. April 2024 veröffentlichte Foto zeigt den Berg Ruang, der von Sitaro in Nordsulawesi aus heiße Lava und Rauch spuckt. APA / AFP / Handout
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Tausende Menschen wurden nach dem Ausbruch des Ruang in Sicherheit gebracht. Der 725 Meter hohe Feuerberg schleuderte Asche- und Gesteinswolken 3000 Meter hoch in den Himmel.

Nach mehreren Ausbrüchen des Vulkans Ruang im Nordosten Indonesiens haben sich die Rettungskräfte am Donnerstag darum bemüht, Tausende Menschen in Sicherheit zu bringen. Die Behörden teilten mit, 11.000 Frauen, Männer und Kinder würden aus der näheren Umgebung des Vulkans, zu der auch die abgelegene Insel Tagulandang gehört, in Sicherheit gebracht. Wegen der Eruptionen drohen Teile der Vulkaninsel ins Meer zu stürzen. Mittlerweile wurde die höchste Alarmstufe ausgegeben.

Vulkanausbrüche hätten das Potenzial, Tsunamis mit verheerenden Folgen auszulösen, zitierte die indonesische Nachrichtenagentur Antara einen Sprecher des staatlichen Zentrums für Meteorologie, Klimatologie und Geophysik (BMKG). Verursacht würden diese durch den Einbruch von Flanken eines Vulkans - oder schlimmstenfalls des gesamten Berges. Die Folge sind möglicherweise meterhohe Flutwellen.

„Haben aus Geschichte gelernt“

Im Jahr 1871 hatte ein Ausbruch des Ruang einen Tsunami mit bis zu 25 Meter hohen Wellen ausgelöst. Auf der fünf Kilometer entfernt liegenden Nachbarinsel Tagulandang starben damals rund 400 Menschen.

Zuletzt spuckte der Vulkan 2002 eine riesige Aschesäule aus, die westwärts in Richtung Borneo und Sumatra zog. „Was die Tsunami-Bedrohung angeht, so haben wir aus der Geschichte gelernt“, sagte Heruningtyas Desi Purnamasari vom Zentrum für Vulkanologie und geologische Gefahrenabwehr (PVMBG).

Der Vulkan in der Provinz Nord-Sulawesi war am Dienstag und Mittwoch insgesamt fünf Mal ausgebrochen, am Donnerstag stieg weiter eine Rauchsäule über ihm auf. Die Behörden schlossen den nächstgelegenen internationalen Flughafen in der Stadt Manado auf der Insel Sulawesi für 24 Stunden bis Donnerstagabend. Den Eruptionen waren seit Anfang April mehrere Erdbeben vorausgegangen.

Glühendes Gestein kann jederzeit ins Meer stürzen

In der Nacht auf Donnerstag hätten einige Menschen bereits versucht, selbstständig zu fliehen, erklärte am Donnerstag Jandry Paendong von der örtlichen Such- und Rettungsbehörde. Wegen des Vulkanausbruchs und der dadurch herabfallenden Steine sei aber Chaos entstanden. 20 Einsatzkräfte seien nun dabei, den Bewohnern entlang der Küste nahe des Vulkans mit Schlauchbooten bei der Evakuierung zu helfen.

Menschen in Küstennähe sollten besonders vorsichtig sein, weil jederzeit glühendes Gestein ins Meer stürzen könnte, warnten die Behörden. Auf Tagulandang seien bereits Einwohner durch herabfallende Asche und Steine verletzt worden, sagte der Sprecher des Katastrophenschutzes, Abdul Muhari.

Nach Angaben einer lokalen Rettungskraft auf Tagulandang evakuierten die Behörden auch das dort gelegenen Gefängnis. Die Haftanstalt befindet sich demnach direkt gegenüber des Vulkans.

Der Ruang war zunächst am Dienstagnachmittag ausgebrochen. Mehr als 800 Menschen wurden danach von der Vulkaninsel Ruang auf das benachbarte Tagulandang gebracht - bevor vier weitere Ausbrüche auch die Evakuierung dieser Insel nötig machten.

Drei Kilometer hohe Aschewolke

Am Mittwoch hatte der 725 Meter hohe Feuerberg Asche- und Gesteinswolken 3.000 Meter hoch in den Himmel geschleudert. Die Behörden verhängten eine Sperrzone in einem Umkreis von sechs Kilometern um den Krater. Asche und Steine seien auch auf der fünf Kilometer entfernten Insel Tagulandang niedergegangen und hätten dort Einwohner verletzt, sagte der Sprecher des Katastrophenschutzes, Abdul Muhari.

Das Zentrum für Vulkanologie und geologische Gefahrenabwehr (PVMBG) warnte, dass Vulkanteile ins Meer stürzen und hohe Flutwellen - bis hin zu einem Tsunami - auslösen könnten. Die Gemeinden auf der Insel Tagulandang „müssen sich auf den möglichen Ausstoß glühender Gesteinsbrocken, auf heiße Wolken und Tsunamis einstellen, die durch den Sturz der Vulkanmasse ins Meer verursacht werden könnten“, erklärte der Direktor der indonesischen Vulkanologiebehörde, Hendra Gunawan.

Das südostasiatische Indonesien mit seinen mehr als 17.000 Inseln liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, wo mehrere Erdplatten zusammenstoßen. Die Gegend gilt als geologisch aktivste Zone der Erde. Es kommt daher dort häufig zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen. (APA/dpa)

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