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„Furies“ auf Netflix: Sie könnte die kleine Schwester von John Wick sein, wäre da nicht ...

Im Lauf der achtteiligen Netflix-Serie erfährt Lyna (Lina El Arabi), dass ihr bisheriges Leben auf Lug und Trug fußt.
Im Lauf der achtteiligen Netflix-Serie erfährt Lyna (Lina El Arabi), dass ihr bisheriges Leben auf Lug und Trug fußt.Emmanuel Guimier/Netflix
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Die französische Netflix-Serie „Furies“ überzeugt nicht nur mit ästhetisch inszenierten Nahkämpfen und Schießereien, sondern auch mit einer gut überlegten Geschichte. Und einem hervorragenden Cast.

Lyna wirkt, als wäre sie dem John-Wick-Universum entsprungen. Nein, es wurde kein kleiner Hund getötet. Aber nach dem gewaltsamen Tod ihres Vaters, dem Buchhalter der Pariser Unterwelt – er fällt tödlich getroffen mit dem Kopf in Lynas Geburtstagstorte – sinnt sie auf Rache.

Und wie bei John Wick gibt es eine für die meisten Menschen unsichtbar agierende, geheimnisvolle und kriminelle Organisation im Hintergrund. Was bei John Wick die „Hohe Kammer“ ist, heißt bei der französischen Serie „Olymp“. Wie bei John Wick gibt es einen Kodex – strenge Regeln, an die sich die Verbrecher zu halten haben. „La Furie“, die Furie, ist die Wächterin dieser Regeln, ein Sheriff der Unterwelt. „Sie greift ein, wenn in der Organisation ein Verbrechen geschieht“, hört man Lyna gleich zu Beginn sagen. „Die, die ihr begegnet sind, leben nicht mehr, um davon zu berichten.“ Allein ihre Existenz garantiert Ordnung unter den sechs einflussreichen Verbrecherfamilien, die sich Paris untereinander aufteilen und über einander herfallen würden, wäre da nicht die Furie.

Hauptdarstellerin Lina El Arabi mit unglaublicher Präsenz

Die französische Serie „Furies“ überzeugt durch einen starken Cast. Lina El Arabi changiert als Hauptfigur Lyna gekonnt zwischen Rache- und Unschuldsengel, die für leichtere Rollen bekannte Marina Foïs zeigt als „Furie“ Selma ihre düstere Seite und Mathieu Kassovitz stößt als nach der Macht greifender Driss ab. Aber auch die weiteren Nebenrollen sind exzellent besetzt. Jeremy Nadeau als mit Lyna liierter Polizist Elie (die einzige unschuldige Person in einer Welt skrupelloser Rücksichtslosigkeit und unglaublichen Verrats) sowie Steve Tientcheu als dessen um Lynas Liebe buhlender Widersacher aus der Unterwelt hinterlassen einen bleibenden Eindruck.

Im Lauf der achtteiligen Netflix-Serie erfährt Lyna, dass ihr bisheriges Leben auf Lug und Trug fußt. Um dem Mörder ihres Vaters auf die Spur zu kommen, wird sie schließlich Schülerin der allseits gefürchteten Furie. Die Beziehung zu ihrem Freund, dem Polizisten, wird dadurch unmöglich. „Furies“ ist geprägt durch harte Nahkämpfe und bleierfüllte Schießereien. Aber nicht nur. Die Macher der Serie nehmen sich zwischen der gekonnt inszenierten Action Zeit für ihre Hauptfigur, zeigen sie in Beziehung zu ihren Verbündeten und Widersachern. Auch der Humor, ausgedrückt meist in bissigen Dialogen, kommt nicht zu kurz.

Gute Geschichte, faszinierende Action

„Furies“ bringt beides unter einen Hut: Gute Geschichte und faszinierende Action. Nach der rasanten Auftaktfolge mag es einen kurzen Hänger geben, doch vermutlich ist das eine gewollte Verschnaufpause, um dem Seher die Figuren näher zu bringen. Aber das Tempo wird schon bald wieder gesteigert, eine Wendung folgt auf die andere – bis zum schlüssigen Ende, das die Tür für eine zweite Staffel weit aufstößt.

Wenn eingangs die Ähnlichkeiten mit John Wick betont wurden, hier offenbaren sich auch die Unterschiede zu John Wick. Zwar wird da und dort ästhetisch gekämpft und gemordet. Doch während John Wick erbarmungslos seinen Weg geht, findet Lyna erst langsam in eine Welt, in der rohe Gewalt zelebriert wird. Sie ähnelt mehr Luc Bessons selbstzweifelnder „La Femme Nikita“. Sie versucht in einem brutalen System zu überleben, und nicht wie der unverwundbare John Wick dieses gnadenlos auszulöschen. Lyna könnte John Wicks kleine Schwester sein, wäre sie nicht mit einem intakten Gefühlsleben voll Liebe, Wut, Hass, aber auch Güte und Weitsichtigkeit ausgestattet.

Die achtteilige Serie „Furies“ ist auf Netflix zu sehen.

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