Architektur und Design

Einst fanden hier Techno Raves statt – heute ist es hier schick: Das Bergson Kunstkraftwerk in München

<strong>Das Bergson Kunstkraftwerk </strong>lädt zu Veranstaltungen, Konzerten und Kulinarik – und bald auch in eine Galerie ein.
Das Bergson Kunstkraftwerk lädt zu Veranstaltungen, Konzerten und Kulinarik – und bald auch in eine Galerie ein.Laura Thiesbrummel
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Ein Architekturprinzip lautet: Wenn sich die Zeiten ändern, soll sich ein Gebäude an das neue Zeitgefühl anpassen. Entsprechend wurde nun ein verfallenes historisches Gebäude in München zu einem Ort der Kunst umgestaltet: zum Bergson Kunstkraftwerk.

Der heurige Architektur-Jahresregent Johann Bernhard Fischer von Erlach, dessen 300. Todestages wir gedenken, formulierte einmal eine faszinierende Idee. Er meinte, dass die Tat der Gegenwart – also das zeitgenössische Bauwerk – einen Ewigkeitswert hinterlassen solle. Das bedeutet, dass Gebäude nach der jeweiligen Wesensart der Auftraggeber entstehen sollen. In der etwa 11.000-jährigen Geschichte des menschlichen Bauens hat man tatsächlich immer wieder nach architektonischen Ausdrücken der jeweiligen Zeitatmosphäre gesucht, aber sie nur selten gefunden.

Ein zweites, gewissermaßen anderes Prinzip der Architektur stand dem nämlich sehr oft entgegen: die Transformation. Eine solche bedeutet, dass immer dann, wenn sich die Zeiten änderten, der Wunsch bestand, den jeweiligen Gebäudeausdruck an das neue Zeitgefühl anzupassen. Schmucklose Renaissance-Kastelle baute man zu heiteren Barockpavillons um, und historistische Fassaden des späten 19. Jahrhunderts wurden nach dem Ersten Weltkrieg entstuckt, weil man ihre Ornamentalzierde nicht mehr als angemessen empfand.

Heute steht die Architektur nach einer langen Phase des Neubaus wiederum im Zeichen der Transformation. Besonders die jüngere Architektengeneration empfindet Abrisse und Neubauten in Bezug auf Klimaveränderungen, Teuerung, Materialverschwendung oder Flächenverbrauch als nicht mehr angemessen. Man denkt vielmehr darüber nach, wie man bestehende Volumen in die Gegenwart überführen kann.

Im Münchner Westend kann man nun solch einen architektonischen Transformationsprozess gut nachvollziehen. Hier stand lange Zeit eine große Bauruine ohne Verwendung inmitten einer Industriebrache. Eine umfassende Analyse des Bauwerks und seines Standorts legte eine faszinierende Planungsgeschichte frei. Um das Jahr 1920 herum entwarf ein heute unbekannter Architekt dort ein Heizkraftwerk, einen spätklassizistischen Stahlbetonbau mit Ziegelausfachungen und klassizistischem Schmuck. Dieser Bau wurde jedoch nicht umgesetzt. Erst 17 Jahre später beschloss die Reichsbahndirektion München die Realisierung dieses Heizkraftwerkes.

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