Morgenglosse

Donald Trump, die neue Jury – und ein Haufen „Mirandas“

Trump am Dienstagabend in Harlem
Trump am Dienstagabend in HarlemReuters
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Die zwölfköpfige Jury im Schweigegeld-Prozess gegen Donald Trump steht. Und erinnert nicht wenige Beobachter an „Sex and The City“.

Wie viele Menschen pflegt auch Donald Trump eine Hassliebe zu seinem Heimatort. New York hat ihn großgemacht, jetzt mach die Stadt ihm den Prozess. Und damit ist der Immobilientycoon auch zurück auf den Straßen von Manhattan. Statt Gold und Glanz und Prunk und Protz wie in seiner Florida-Residenz Mar-a-Lago umfasst die Kulisse der Trump-Show nun graue Gerichtssäle, graue Straßen, grauen Himmel.

Den New Yorkern könnte der Ex-Präsident gern den Buckel runterrutschen, doch zwölf von ihnen müssen nun über ihn urteilen. In einer so liberalen, demokratischen Stadt eine Geschworenenjury zusammenzustellen, deren Mitglieder glaubhaft belegen können, unvoreingenommen zu sein, stellte sich als schwierig heraus. Scharenweise verließen potenzielle Juroren das Bezirksgericht von Manhattan: Keine Meinung zu Trump, in diesem Wahljahr, nach vier Jahren seiner Präsidentschaft, nach Jahrzehnten von Trump-Trubel in den New Yorker Medien? Fast unmöglich.

Doch seit Donnerstagabend gibt es sie, die Zwölf, und die Liste liest sich wie ein Casting-Sheet der TV-Serie „Sex and The City“. Mit starkem Upper-East-Side-Überhang, mit Leuten, die Gutverdiener sind, im Banken-, Tech- und Kreativsektor arbeiten, Hobbys: Reisen und Tennis. Sie sind jung und erfolgreich – und single and fabulous. „A bunch of Mirandas“, schrieb ein Beobachter, ein Haufen Mirandas. Miranda war eine Figur in „Sex and The City“, und auch sie war Mitte 30, beruflich äußerst erfolgreich, Single, sportlich, modisch – Manhattan hat sich seit den 1990ern offenbar nicht so sehr verändert. Der Vorsitzende der Jury ist ein junger gebürtiger Ire, der in West Harlem lebt und früher einmal Kellner war. (Ein Italiener wurde entlassen, nachdem er angab, die Medien in seinem Heimatland hätten Trump und Silvio Berlusconi miteinander verglichen.)

Zu viele Details sollen die Journalisten, die über den sogenannten Schweigegeld-Prozess berichten, über die Jurymitglieder nicht verbreiten. Das Gericht fürchtet, dass ihnen das Leben zur Hölle gemacht werden könnte, fände die Öffentlichkeit heraus, wer die Geschworenen in diesem ersten Strafprozess gegen einen Ex-US-Präsidenten tatsächlich sind. Trump zetert bereits auf Social Media darüber, dass „liberale Aktivisten“ als Juroren ausgewählt würden.

Nach Ersatzmitgliedern für die Jury wird am Freitag weitergesucht. Doch dann könnte schon am Montag mit der tatsächlichen Verhandlung begonnen werden. Und Trump wird erfahren, ob die große Weisheit stimmt: Was sich neckt, das liebt sich. Ein Satz, der aus „Sex and The City“ stammen könnte – in der Serie hatte Trump einen Gastauftritt, damals, als man in der Stadt noch damit prahlen konnte, ihn im Adressbuch zu haben. An die Zeit, die 1990er, konnte sich am Donnerstag noch ein potenzielles Jurymitglied erinnern: Er sei Trump und seiner damaligen Freundin, Marla Maples, einmal beim Babysachen-Einkaufen über den Weg gelaufen.

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