Tisch für vier

Lokalkritik im Dots Establishment: Sushi in Etagen

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Martin Ho gibt nicht auf und will jetzt die Welt erobern. Aber ob diese auf Dots Establishment gewartet hat?

Der große Sympathieträger wird Martin Ho wohl nicht mehr in Wien, und das aus für jeden wahrscheinlich unterschiedlichen Gründen. Aus politischen, wäre eine Möglichkeit. Aus geschäftlichen, eine andere. Zuletzt ging eine Firma des Unternehmers nach der anderen den Bach runter. Kann man ihn irgendwo unterstützen vielleicht? Selbst das ­Lieblings-Dots im Brunnerhof hat geschlossen. Doch halt, da kam sie schon, die Pressemitteilung: „Die Dots Group setzt zum größten Sprung in ihrer knapp 20-jährigen Geschichte an“, und das am Ende einer Rolltreppe in der Mariahilfer Straße. Im Ur-Dots sozusagen.

Mithilfe eines neuen Sushi-Chefs (vom Matsuhisa, Val-d’Isère) soll jetzt alles gut werden: Das Dots Establishment soll der Prototyp sein für eine internationale Restaurantkette. „Coming soon Hongkong, London, Miami, New York, Ho Chi Minh City“, steht auf der Homepage. Im Herbst schon soll in Dubai die erste Filiale eröffnet werden. Und dann war der Ofen kaputt, sagte einem der nette Herr am Telefon, der den Tisch stornierte, den man in den ersten Tagen nach der angekündigten Eröffnung am ­4. April reserviert hatte. Eine Woche ­später war er repariert, da war nur das ­Kartenzahlgerät außer Betrieb, das wird in Miami wohl schwierig werden. Ob auf das Lokalkonzept die Welt gewartet hat, bleibt sowieso die Frage, Party-Sushi hat Martin Ho zwar erfunden, aber auch nur in Wien. Der Himmel hängt hier jedenfalls voll Plastikblumen, international leider tatsächlich gerade unersetzbar. Die großen China-Vasen sind lustig. Der DJ auch.

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An der Wand hängt Marilyn Monroe, am Stäbchen klebt sie auch – gefüllt mit frittiertem Lachs und Avocado, getoppt mit Lachstatar in leichter Chilisoße (es ist der Name einer der „Experimental Rolls“, 14 Euro). Man kennt sie schon aus dem alten Ho-Reich, genauso wie einige andere von der Karte, Hello Kitty (mit pinkem Reis) etwa oder Truffle Asparagus. Trotzdem, es ist spektakulär, was der Kellner, der tatsächlich die gesamte Bestellung memoriert hat, serviert: Sushi in Etagen! Auf Eis! Inszenierung ist hier Trumpf. Die Gerichte der (überschaubaren Auswahl) eher Durchschnitt. Das Agedashi Tofu (12) hatte viel klebrige Panier und keine Spur hauchigen Schleims, den manche so lieben. Vor allem aber die Signature-Nigiri und -Rolls schmecken alle seltsam gleich. Vielleicht müsste man einfach das halbe Kilo Kaviar um 800 Euronen drauflegen, meint die eine Begleitung, eine Mezie! Sie ist 13, es sei ihr verziehen.

Info

Dots Establishment, Mariahilfer Straße 36, 1070 Wien, Tel.: +43/(0)1/920 99 80, Restaurant: Mo–Fr: 16–1, Sa 12–1 Uhr. Mehr Kolumnen auf: DiePresse.com/lokalkritiken

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